Mehrere Prominente aus dem Ausland nehmen am heutigen Mittwoch am Staatsbegräbnis für den verstorbenen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi in Mailand teil. Erwartet werden der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban, der Emir von Katar, Tamim bin Hamad, sowie der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber. Der EU-Wirtschaftskommissar, der Italiener Paolo Gentiloni, wird EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen vertreten.
Die Namen einiger ausländischer Politiker, die nach Mailand reisen, wurden aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben, teilte die Regierung mit. Österreich wird von seinem Botschafter in Italien, Jan Kickert, vertreten. Anwesend sind Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella, Premierministerin Giorgia Meloni und 32 Regierungsmitglieder sowie die ganze Riege von Berlusconis rechtskonservativer Partei Forza Italia, Juniorpartner der Koalition in Rom.
2300 Gäste im Mailänder Dom
2.300 Personen werden zur Trauerzeremonie im Mailänder Dom zugelassen. Die Messe wird vom Mailänder Erzbischof Mario Delpini zelebriert. Zwei Großbildschirme wurden auf dem Domplatz für die Menschenmenge, die die Zeremonie verfolgen will, aufgestellt. Die U-Bahn-Station nahe dem Mailänder Dom wurde geschlossen, der Zugang zum Platz wird streng kontrolliert.
Für Mittwoch wurde ein Trauertag in Italien ausgerufen und alle Fahnen auf halbmast gesetzt. Die Arbeit im Parlament wird die ganze Woche lang ruhen. Politiker aus allen Lagern kondolierten der Familie Berlusconis.
Der 86-jährige Berlusconi ist am Montag in der Mailänder Klinik San Raffaele gestorben. Er litt an chronischer Leukämie. Der Mailänder Medienmogul hat Italiens politische Landschaft seit seinem Einstieg in die Politik im Jahr 1994 zutiefst geprägt. Der Senat legte am Mittwochnachmittag eine Schweigeminute zu Ehren des Vorsitzenden der Forza Italia ein.
Opposition kritisiert "Heiligsprechung"
Die Entscheidung der Regierung, ein Staatsbegräbnis durchzuführen und eine Staatstrauer für Berlusconi auszurufen, wird von Oppositionellen angefochten. Sie kritisierten eine quasi "Heiligsprechung" Berlusconis durch seine Medien. Klare Worte sprach der sozialdemokratische Senator Andrea Crisanti, der die Entscheidung des Trauertags als "unangemessen" bezeichnete. "Ich begreife den Schmerz, den das Ableben von Berlusconi nicht nur bei seinen Angehörigen auslöst, denen mein aufrichtiges Beileid gilt, sondern auch bei seiner politischen Gemeinschaft, die sich mit seinem politischen Kurs und seiner Person identifiziert hat. Ich muss jedoch meine entschiedene Ablehnung gegenüber einem Staatsbegräbnis zum Ausdruck bringen, das ich für unangemessen halte, sowie gegenüber einem nationalen Trauertag für den ehemaligen Ministerpräsidenten", meinte Crisanti und bezog sich auf die vielen Skandale, in die Berlusconi verwickelt war.
Paolo Romano, sozialdemokratischer Regionalrat in der Lombardei, schrieb an Premierministerin Meloni, um gegen den Trauertag zu protestieren. "Berlusconi wurde wegen Steuerbetrugs verurteilt, er hat wirtschaftliche Vereinbarungen mit der Mafia getroffen, er hat uns Italiener in Europa und der Welt mit seinen Privatangelegenheiten lächerlich gemacht. Er verdient keinen Trauertag", kritisiert der sozialdemokratische Vertreter in einem Posting.