"Wahltag ist ein Feiertag für die Demokratie", so heißt es zumindest oft am Tag des Urnengangs. Doch die SPÖ hat nun in eindrucksvoller Manier bewiesen, dass sie auch zur Katastrophe des elektoralen Prozesses werden kann. Dabei ist die Wahl zum Vorsitzenden wahrlich nicht die erste Panne in der Geschichte von Wahlen – hier eine Rundfahrt im Kuriositätenkabinett. 

1. Zehn Minuten Miss Universe 2015 – Panne im Glamour von Las Vegas 

Im Dezember 2015 wurde in Las Vegas wie jedes Jahr die Miss Universe gekürt. Beim wohl renommiertesten Schönheitswettbewerb der Welt erklärte Moderator Steve Harvey Miss Kolumbien Ariadna Gutiérrez zur Siegerin. Doch dem Moderator unterlief dabei ein verhängnisvoller Fehler. Nicht die Südamerikanerin, sondern die Deutsch-Philippinerin Pia Alonzo Wurtzbach hatte sich in Wahrheit beim Publikumsvoting durchgesetzt. Anders als bei der SPÖ brauchte es keine Excel-Liste bzw. keinen Tweet eines Journalisten und keine zwei Tage, um auf den Fehler aufmerksam zu werden. Während Gutiérrez schon zehn Minuten den Applaus der Massen mit Krone auf dem Kopf genoss, trat Harvey noch einmal auf die Bühne und gestand seinen Fehler ein. Diese nahm die Entschuldigung des Showmasters an und freute sich über ihren zweiten Platz: "Ich bin froh über alles, was ich erreicht habe."

2. Berlin 2021: Linke Koalition verliert eineinhalb Jahre nach Wahl die Mehrheit 

Weitaus weniger harmonisch ging eine Panne in Berlin bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus und den Bezirksverordnetenversammlungen über die Bühne. Massive Organisationsprobleme in der deutschen Hauptstadt hatten dazu geführt, dass der Urnengang vom Verfassungsgerichtshof für ungültig erklärt werden musste. Konkret seien die Wahlgrundsätze der Öffentlichkeit, Allgemeinheit und Gleichheit verletzt worden, meinte die damalige Richterin Ludgera Selting. So seien in Berlin damals Wahlzettel verschlampt, Stimmen vertauscht und falsche Ergebnisse publiziert worden. Mit dem neuen Ergebnis verlor dann auch die rot-grün-rote Koalition ihre Mehrheit. 

3. US-Wahl 2000: George Bush klagt sich ins Weiße Haus  

An Dramatik nicht zu überbieten war auch die US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2000. Der unter Präsident Bill Clinton handelnde Vizepräsident Al Gore kämpfte gegen den Republikaner George W. Bush um die notwendige Zustimmung von mindestens 270 Wahlmännern. In einem echten Kopf-an-Kopf-Rennen kristallisierte sich der Sonnenstaat Florida als entscheidend heraus. Während die Wahlcomputer Bush um wenige Hundert Stimmen vorne sahen, forderten die Demokraten wiederum eine Nachzählung. Händisch begonnene Überprüfungsmaßnahme sah wiederum Gore vorne. Letztlich klagten die Republikaner und verhinderten eine vollständige Nachzählung per Hand. Bush zog somit ins Weiße Haus ein.

4. Van der Bellen als Bundespräsident in der Warteschlange 

Und auch in Österreich hatte man sich in der jüngeren Vergangenheit nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Im Jahr 2016 kam es nach einem polarisierten Wahlkampf um das Bundespräsidentenamt zu einem Herzschlagfinale zwischen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer. Hofer entschied den ersten Wahlgang mit 35 Prozent für sich, Van der Bellen setzte sich jedoch in der ersten Stichwahl durch. Zu früh geöffnete Kuverts und weitergegebene Wahlergebnisse nutzte die FPÖ als Grund, um das knappe Ergebnis von 50,3 zu 49,7 Prozent anzufechten. Der Verfassungsgerichtshof gab den Freiheitlichen recht.

Der veranschlagte Wahlwiederholungstermin im Oktober hielt schließlich nicht, weil auch der Kleber für die Briefwahlkuverts nicht hielt. Am Ende setzte sich Van der Bellen am zweiten Adventsonntag nach neun Monaten Wahlkampf erneut durch.

"Bundespräsidentenstichwahlwiederholungsverschiebung" wurde daraufhin zum Wort des Jahres und Van der Bellen zum Bundespräsidenten gewählt. In Anbetracht der aktuellen Umstände dürfte das Potenzial derartiger Neologismen ein Comeback erleben.