Nach seiner Wiederwahl ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan für eine weitere fünfjährige Amtszeit vereidigt worden. Der 69-Jährige bekam dazu am Nachmittag im Parlament in Ankara seine Ernennungsurkunde überreicht. Am Abend soll dann das neue Kabinett verkündet werden. Erdogan hatte sich am Sonntag mit gut 52 Prozent der Stimmen in einer Stichwahl durchgesetzt. Zwei Wochen davor hatten seine AK-Partei und ihre Partner bereits die Mehrheit bei der Parlamentswahl gewonnen.

Erdogan schwor am Samstag vor den 600 Parlamentsabgeordneten in Ankara, "seine Pflicht unparteiisch zu erfüllen". Der 69-Jährige hatte sich am vergangenen Sonntag in der Stichwahl mit 52 Prozent der Stimmen gegen den sozialdemokratischen Oppositionskandidaten Kemal Kilicdaroglu durchgesetzt.

"Ich schwöre, als Präsident all meine Kraft einzusetzen, um die Existenz und Unabhängigkeit des Staates zu schützen", sagte der Präsident in der live vom türkischen Fernsehen übertragenen Zeremonie. Im Anschluss war eine Feierlichkeit im Präsidentenpalast geplant, an der mehrere Staatsoberhäupter aus aller Welt teilnehmen sollten.

Vorwürfe der Opposition

Der islamisch-konservative Erdogan lenkt seit 20 Jahren die Geschicke des Landes: seit 2003 als Ministerpräsident, ab 2014 als Präsident. Erdogan hat über die Jahre hinweg zunehmend autoritär regiert, Kritiker werfen ihm die Unterdrückung der Opposition vor.

Die Wahl galt wegen der Kontrolle der AKP und Erdogans über staatliche Ressourcen und die Medien im Land als unfair. Mit großer Spannung wird besonders die Entscheidung über die Besetzung des Finanzministeriums erwartet. Die Inflation in der Türkei liegt derzeit bei 44 Prozent. Experten machen dafür die Zinspolitik Erdogans verantwortlich. Die Lira hatte nach seiner Wiederwahl an Wert verloren. Als Kandidat wird der frühere Wirtschaftsminister und ehemalige stellvertretende Premierminister Mehmet Simsek gehandelt.

Der Präsident müsse mit seinen Entscheidungen den Eindruck erwecken, das Problem der Lira und der Inflation ernsthaft angehen zu wollen, sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. "Der Türkei gehen langsam die Devisen aus. Das erhöht die Gefahr, dass die Lira in den freien Fall übergeht."