Nordkorea hat am Mittwoch den misslungenen Start einer zweistufigen Trägerrakete mit einem militärischen Aufklärungssatelliten bekannt gegeben. Sie sei "ins Meer gestürzt", meldete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. "Die neue Satelliten-Trägerrakete 'Cheollima-1' ist im Westmeer versunken", meldete die Agentur unter Verwendung der koreanischen Bezeichnung für das Gelbe Meer.
Notfallwarnung in Japan
Die japanische Regierung gab eine Notfallwarnung für die Bewohner der südlichen Präfektur Okinawa heraus. Gleichzeitig heulten in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul Luftschutzsirenen. Die Bürger wurden aufgefordert, sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten. Später hieß es, die Warnung sei versehentlich erfolgt.
Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap hatte zuvor unter Berufung auf den südkoreanischen Generalstab gemeldet, das Projektil sei früher als erwartet vom Radar verschwunden.
Die US-Regierung verurteilte Nordkoreas Start einer mehrstufigen Rakete "aufs Schärfste". "Bei diesem angeblichen Weltraumstart wurden Technologien eingesetzt, die in direktem Zusammenhang mit dem nordkoreanischen Programm für ballistische Interkontinentalraketen stehen", teilte der nationale Sicherheitsrat am Dienstagabend (Ortszeit) mit. Deeskalation mit diplomatischen Mitteln sei immer noch möglich, aber Pjöngjang müsse seine provokativen Handlungen sofort einstellen.
Der Raketenstart erhöhe die Spannungen in der Region und könne die Sicherheitslage destabilisieren, hieß es weiter. "Die Vereinigten Staaten werden alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit des amerikanischen Heimatlandes und die Verteidigung unserer Republik Korea (Südkorea, Anm.) und der japanischen Verbündeten zu gewährleisten."
Nordkorea hatte Japan und internationale Behörden zuvor über das Vorhaben informiert, zwischen dem 31. Mai und dem 11. Juni seinen ersten militärischen Aufklärungssatelliten per Rakete ins All zu transportieren, um Informationen über die gemeinsamen Militärübungen der USA und Südkoreas in Echtzeit zu sammeln. Bei dem Start in Richtung Süden würden verschiedene Raketenstufen und andere Trümmer in den Pazifischen Ozean fallen, hatte die Regierung in Pjöngjang mitgeteilt. Japan und Südkorea hatten mit Protest auf die Ankündigung reagiert.
Das US-Außenministerium hatte vor dem Abschuss am Mittwoch erklärt, dass jeder nordkoreanische Start unter Einsatz ballistischer Raketentechnologie gegen die Resolutionen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (UN) verstoße. "Space Launch Vehicles (SLVs) enthalten Technologien, die mit denen ballistischer Raketen, einschließlich Interkontinentalraketen, identisch und austauschbar sind", sagte ein Sprecher des Außenministeriums.
"Provokativer Akt" scharf kritisiert
Das Außenministerium in Wien verurteile den versuchten Start eines Militärsatelliten "aufs Schärfste". Dieser "provokative Akt" stehe im Widerspruch zu UN-Resolutionen des Sicherheitsrats und berge die Gefahr einer Destabilisierung der Sicherheitslage in der gesamten Region, erklärte das Außenministerium auf Twitter.
Das nach eigenen Angaben atomar bewaffnete Nordkorea hat im vergangenen Jahr eine noch nie da gewesene Anzahl von Raketen abgefeuert, darunter auch Interkontinentalraketen, die die USA erreichen können. Gleichzeitig hat das abgeschottete Land unter der Führung von Staatschef Kim Jong-un die Vorbereitungen für seinen ersten Atomtest seit 2017 wieder aufgenommen. Nordkoreas Programme für ballistische Raketen und Atomwaffen sind durch Resolutionen des UN-Sicherheitsrats verboten.