Man erinnert sich: Im Februar 2014 blickte die Welt angespannt auf die Krim: In Simferopol tauchten Bewaffnete mit grünen Uniformen ohne Hoheitszeichen auf, die Krim-Regierungsgebäude besetzten. Die "grünen Männchen" inszenierten sich als "Verteidiger" der russischsprachigen Bevölkerung, die allerdings nicht bedroht war. Putin leugnete jede Beteiligung. Letztendlich folgte die Annexion der Halbinsel, die seit 1954 völkerrechtlich zur Ukraine gehört, an Russland.
Jetzt wurde der Spieß, zumindest ein bisschen, umgedreht. In russischen Region Belgorod nahe der ukrainischen Grenze, tauchten Uniformierte auf, die sich selbst als "Russisches Freiwilligenkorps" und "Legion Freiheit Russlands" bezeichnen, die "Russland von der Diktatur des Kreml befreien" wollen. Kiew gibt sich ahnungslos und dementiert jede Beteiligung – obwohl der Trupp offensichtlich von ukrainischer Seite ausgerüstet wurde. Anders als ihre russischen Vorgänger 2014 werden die jetzigen "grünen Männchen" das Gebiet nicht besetzen, das wäre dem vergleichsweise kleinen Grüppchen auch nicht möglich.
Militärisch wollte man Russland mit der Aktion offenbar zwingen, mehr Soldaten an die Grenze zu schicken und die Front damit auszudünnen. Ein Volltreffer dürfte aber auf der propagandistischen Front gelungen sein: eine Verhöhnung Putins, der offenbar nicht einmal die eigene Grenze und eigenes Gebiet sichern kann. Die Machtkämpfe der Fraktionen in Moskau dürfte das weiter befeuern.