US-Präsident Joe Biden wird sich bei seinem Besuch im japanischen Hiroshima nicht für den amerikanischen Atomwaffeneinsatz in der Stadt im August 1945 entschuldigen. Das stellte Bidens Nationaler Sicherheitsberater, Jake Sullivan, auf dem Flug nach Japan im Voraus klar. Der Präsident werde gemeinsam mit den anderen G7-Staats- und Regierungschefs an einer Kranzniederlegung und anderen Gedenkveranstaltungen teilnehmen. "Aber dies ist aus seiner Sicht kein bilateraler Moment."
"Er kommt als einer der G7-Staats- und Regierungschefs, um Respekt zu zollen", fügte Sullivan hinzu. Über dem Zentrum Hiroshimas hatte das US-Militär am 6. August 1945 eine Atombombe abgeworfen und die Stadt damit weitgehend zerstört. Schätzungsweise 70.000 Bewohner starben sofort, rund 70.000 bis 80.000 in den folgenden Monaten. Eine zweite Bombe hatten die US-Amerikaner damals drei Tage später auf Nagasaki abgeworfen. Es waren die ersten Atomwaffenangriffe der Kriegsgeschichte und bisher die einzigen.
Auch Obama besuchte Hiroshima
Biden ist erst der zweite US-Präsident, der Hiroshima besucht – nach Barack Obama im Mai 2016. Bei seinem historischen Besuch damals hatte Obama für eine Welt ohne Atomwaffen geworben und Überlebende der Atomkatastrophe getroffen. Obama entschuldigte sich dabei nicht für den Bombenabwurf. Auch von Biden war nicht erwartet worden, dass er das tun würde. Viele US-Amerikaner halten den Atomschlag bis heute für berechtigt, weil dieser ihrer Ansicht nach zur Kapitulation Japans führte und damit den Zweiten Weltkrieg beendete.
Dass die sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) ihren Gipfel in diesem Jahr in Hiroshima abhalten, ist vor dem Hintergrund von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und Moskaus Nukleardrohungen mit großer Symbolik verbunden.
24.000 Polizisten sichern G7-Gipfel
Der G7-Gipfel wird von umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Nach Angaben der Polizei sind rund 24.000 Sicherheitskräfte aus dem ganzen Land während des Treffens, das von Freitag bis Sonntag dauert, im Einsatz. Der Friedensgedächtnispark, den die Staats- und Regierungschefs zum Auftakt besuchen, wurde mit einem zwei Meter hohen Zaun abgeriegelt.
Auch der Zugang zum Atombombendom ist gesperrt. Die Ruine eines beim US-Atombombenabwurf auf die Stadt 1945 ausgebrannten Gebäudes ist ein Symbol des Friedens und ein Zeugnis des Schreckens von Kernwaffen.
Einschränkungen auch bei Schulen und öffentlichen Verkehrsmitteln
Boote patrouillierten am Donnerstag flussauf- und abwärts um den Friedenspark. Der Bus- und Straßenbahnverkehr wurde eingestellt oder eingeschränkt. Rund 140 öffentliche Schulen wurden angesichts der starken Verkehrseinschränkungen geschlossen. Der Autokonzern Mazda Motor stellte die Fertigung in Hiroshima für die Dauer des Gipfeltreffens ein.
Auch die Hiroshima vorgelagerte Insel Miyajima mit dem Itsukushima-Schrein und dem weltberühmten, im Wasser stehenden Torii-Schreintor ist für Besucher gesperrt.
Die verschärften Sicherheitsmaßnahmen erfolgten vor dem Hintergrund eines kürzlichen Anschlags auf Japans Ministerpräsidenten Fumio Kishida, bei dem dieser unverletzt blieb. Sein Vorgänger Shinzō Abe war wenige Monate zuvor bei einer Wahlkampfveranstaltung erschossen worden.