Die wahlberechtigten Türkinnen und Türken in Österreich haben sich bei der Präsidentschaftswahl wieder einmal deutlich für Recep Tayyip Erdoğan ausgesprochen.
Fast drei Viertel für Erdoğan
Auf den amtierenden Präsidenten entfielen nach Auszählung von 97,14 Prozent der Wahlurnen knapp 72 Prozent der Stimmen, wie aus Zahlen der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Montag hervorging. Offizielle Zahlen der Wahlbehörde liegen noch nicht vor. Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu erhielt nur knapp 26, Sinan Oğan nur knapp 1,5 Prozent.
Auch in Deutschland entfielen auf den Amtsinhaber beim Stand von knapp 98 Prozent der ausgezählten Wahlurnen knapp zwei Drittel der Stimmen. Laut diesem Zwischenstand erhielt Erdoğan in Deutschland knapp 65 Prozent der Stimmen, Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu kam dagegen nur auf knapp 33 Prozent.
In der Schweiz konnte sich hingegen Kılıçdaroğlu bei den türkischen Wählern durchsetzen. Nach Auszählung aller Wahlurnen kam der Oppositionskandidat dort auf 57,60 Prozent, Erdoğan hingegen nur auf 40,33 Prozent. Der Hintergrund dürfte hier sein, dass viele Oppositionelle nach dem Militärputsch 1980 in der Schweiz Zuflucht gefunden haben.
Erdoğan schnitt somit in Österreich, Deutschland, aber auch in Frankreich oder den Beneluxstaaten, sowie weiteren europäischen Staaten mit vielen Auslandstürken weitaus besser ab als bei der Wahl insgesamt: Beim Stand von 99 Prozent der ausgezählten Wahlurnen im Inland und rund 84 Prozent im Ausland liegt er laut dem Chef der Wahlbehörde, Ahmet Yener, bei 49,40 Prozent der Stimmen. Kılıçdaroğlu kommt demnach auf 44,96 Prozent. Eine Stichwahl am 28. Mai ist also das wahrscheinlichste Szenario.
Auslandstürken stützen Machthaber
Die Auslandstürken gelten traditionell als starke Stütze von Staatspräsident Erdoğan und seiner konservativ-islamischen AK-Partei. Bei der Präsidentenwahl 2018 entfielen 72,3 Prozent der in Österreich abgegebenen Stimmen auf ihn, während er sich in der Endabrechnung mit 52,6 Prozent durchsetzte. Umfragen sehen Erdoğan diesmal hinter seinem sozialdemokratischen Herausforderer Kılıçdaroğlu, der ein Sechs-Parteien-Oppositionsbündnis anführt.
Bei den Präsidenten- und Parlamentswahlen 2018 wurden in Österreich 51.597 Stimmen bei 106.000 Wahlberechtigten gezählt, was einer Beteiligung von knapp 49 Prozent entsprach. Die Auslandswähler würden "immer mehr merken, dass sie etwas bewegen können", erklärte der türkische Botschafter Ozan Ceyhun in Österreich den deutlichen Anstieg.