In London wurde heute König Charles III. gekrönt. Hunderte Royal-Fans verbrachten bereits die Nacht entlang der Prachtstraße The Mall, um gute Plätze zu ergattern. Kleine-Zeitung-Redakteur Thomas Golser mischt sich unter das Volk.
15.00 Uhr: Der ohne Frau und Kinder angereiste Prinz Harry, der sich bekanntlich in die USA verflüchtigte und von dort aus für allerhand Ungemach im Königshaus sorgt, geht in der Westminster Abbey eher verzagt hinterher. Von einer schon recht beschwingten Damenrunde aus Sussex wird das mit einem „Geschieht ihm recht!“ quittiert. Dieser Kredit scheint endgültig verspielt. Andere rechnen dem Fliehkräftigen immerhin wohlwollend an, dass er überhaupt kam, obwohl er keine offizielle Rolle hatte.
14.30 Uhr: Parallel zum Wasser von oben achtet die Menge natürlich auch auf die nötige inwendige Flüssigkeitszufuhr: Der Autor erspäht etliche Magnum-Champagner-Flaschen, die durch die Freundesreihen gereicht werden. „Give me more Bubbly!“, ist zu hören.
14.00 Uhr: Als heute das erste Mal „God Save the King“ erklingt, stimmt die Menge im Hyde Park mit ein. Rauszuhören sind noch einige, die „Queen“ statt „King“ singen. Noch freudvoller wird es, als der nächste Thronfolger, Prinz William und seine Frau Kate, zu sehen sind. Vor allem die Damen im Publikum lassen wenig Zweifel daran, wen sie sich insgeheim als nächstes Königspaar wünschen. Das ist für viele wirklich die nächste Generation, die der Monarchie so etwas wie einen modernen Anstrich geben könnte.
13.00 Uhr: Man wird überall aufgehalten, alles ist gesperrt, nirgends kommt man weiter. London ist im Ausnahmezustand und erinnert heute auf eindrucksvolle Art und Weise, dass die Zeit der Monarchie scheinbar noch nicht gezählt ist. Von wegen! Nicht nur Touristen sind beim Spektakel dabei. Es sind vor allem Einheimische, die sich – trotz allem – mit der Krone identifizieren. Es ist die erste Krönung eines britischen Monarchen seit 70 und die erste eines Königs seit 86 Jahren. Auch weil es in den Königshäusern der anderen Länder ein solches Krönungsritual gar nicht gibt, ist die Feier ein einmaliges Erlebnis.
11.37 Uhr: Der gesamte Krönungszug wird von einer sechzigköpfigen Militärkapelle – die größte, die es in Großbritannien derzeit gibt – begleitet. Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat bereits Platz genommen, zwischen dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Brasiliens Lula da Silva.
11.30 Uhr: Zum ersten Mal an diesem Tag brandet Jubel in der "Viewing Area" auf. Der Grund: König Charles III. und seine Frau Camilla werden auf den Übertragungsbildschirmen in der "Diamond Jubilee State Coach"– Kutsche gezeigt.
11.20 Uhr: Von den Staatsgästen sind die Schaulustigen eher mäßig begeistert. Gordon Brown und Tony Blair – die beiden britischen Ex-Premierminister – treffen in Westminster ein. Interesse oder gar Jubel? Fehlanzeige.
11.15 Uhr: Die Papierkronen werden langsam matschig. Die Damen sind angezogen, als würden sie zu einer Sommerparty gehen. Es regnet und hat 14 Grad. Großer Andrang herrscht auch vor den Getränkeständen. Zur Krönung genehmigen sich die Britinnen und Briten gerne ein paar Gläschen.
11.00 Uhr: Zwei "Trampelpfade" führen zu den offiziellen "Viewing Areas". Links: Ein Ackerstreifen für offizielle Pferdeformationen.
10.45 Uhr: Dicke Limousinen mit Staatsgästen rollen durch die Straßen Londons, begleitet von Nieselregen. Regen? – Flüssige Sonne! So nennen die Britinnen und Briten das Nass gerne. Was für ein schöner Optimismus. Der ist auch an diesem Vormittag in London spürbar – trotz aller Unwägbarkeiten, die es auf der Insel nach dem Brexit gibt.