Angesichts der gefährlichen Lage im Sudan arbeiten ausländische Regierungen mit Hochdruck daran, Diplomaten und Staatsangehörige außer Landes zu bringen. Die USA, Großbritannien und mehrere EU-Staaten meldeten am Sonntag entsprechende Vorkehrungen. Im Rahmen der Möglichkeiten werde man auch Staatsangehörige aus anderen EU-Ländern und weiteren Staaten mitnehmen, hieß es etwa aus Deutschland. Österreich hat keine eigene Botschaft im Sudan.
Für das nordostafrikanische Land ist die Vertretung in Ägypten zuständig. Rund 30 Österreicher befinden sich laut Informationen des österreichischen Außenministeriums derzeit im Sudan, die meisten davon sind Auslandsösterreicher und deren Angehörige.
27 Österreicher aus Sudan evakuiert
Laut dem österreichischen Außenministerium wurden in der Nacht von Sonntag auf Montag 27 Österreicher und deren Angehörige ausgeflogen. Unter den Evakuierten waren auch etwa ein Dutzend Kinder. Dazu wurde ein Zeitfenster zwischen den Feuerpausen genutzt. Mit einem Flugzeug der deutschen Bundeswehr wurden sie zunächst nach Jordanien und dann nach Deutschland gebracht. "Wir sind unseren Nachbarn und Freunden für die Unterstützung unserer Staatsbürger sehr dankbar. Das ist gelebte europäische Solidarität", sagte Außenminister Alexander Schallenberg. Insbesondere bedankte er sich bei Deutschland und Frankreich für die große Hilfe bei den Evakuierungsmissionen. Nach Informationen des Außenministeriums halten sich derzeit noch 30 Österreicher im Sudan auf. Weitere Evakuierungsmissionen sind geplant.
"Der Sudan erlebt, wenn man so will, einen Tsunami an Krisen, es droht ein Bürgerkrieg", sagte Schallenberg. Angesichts einer ganzen Reihe von Putschs in Westafrika und nun den Kämpfen im Sudan sprach der Außenminister von einer "sehr beunruhigenden Situation", die das Potenzial habe, "die ganze Region mitzureißen".
Situation in Afrika dramatisch verschlechtert
Seit dem Beginn der Evakuierungsaktionen im Sudan wurden nach Angaben des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell bereits mehr als 1000 Ausländer in Sicherheit gebracht. Borrell dankte am Montag am Rande des EU-Außenministertreffens den Ländern, die mit gemeinsamen Anstrengungen ihre eigenen Landsleute, aber auch andere Staatsangehörige aus dem Land gebracht hätten. Nach Angaben des Auswärtigen Dienstes der EU waren unter den bisher Geretteten auch 20 EU-Mitarbeiter, die mittlerweile bereits wieder zurück in Europa sind.
Vor gut einer Woche waren im Sudan Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Beide hatten das Land mit rund 46 Millionen Einwohner seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021 geführt. Nun kämpft De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätte Daglos Gruppe der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben seit Beginn der Kämpfe mindestens 413 Menschen, über 3500 wurden verletzt. Die tatsächliche Opferzahl ist vermutlich weit höher.