Iranische Studenten haben erneut zu neuen landesweiten Protesten aufgerufen. In einem viel geteilten Aufruf forderten die Aktivisten, am Samstag gegen den Regierungskurs und die islamischen Kleidungsvorschriften zu demonstrieren. Mit Versammlungen, Sitzstreiks und Protest-Slogans wollen sie auf die jüngsten Drohungen der Regierung reagieren.
Letzte Woche hatten Irans Behörden angekündigt, die Kopftuchpflicht an Universitäten wieder strenger durchzusetzen. Studentinnen, die sich nicht an die Gesetze halten, sollen vom Unterricht ausgeschlossen werden. Aktivisten gingen von einem strengen Vorgehen der iranischen Sicherheitskräfte bei der Durchsetzung aus. Die iranische Polizei will Verstöße gegen Kleidungsvorschriften künftig mittels Videoüberwachung und Gesichtserkennung ahnden.
Verstoß gegen Kopftuchpflicht kann tödlich sein
Seit der Protestwelle im Herbst ignorieren viele Frauen im Iran die Kopftuchpflicht. Schulen und Universitäten stellen hier keine Ausnahme dar. Seit dem Beginn des persischen Neujahres vor drei Wochen kündigte die iranische Regierung wiederholt härtere Strafen bei Missachtung der islamischen Kleidervorschriften an.
Mehr als sechs Monate nach Beginn der jüngsten Protestwelle im Iran steht die politische und geistliche Führung des Landes weiter unter massivem Druck. Die Aufstände im Herbst stürzten die Islamische Republik in eine der schwersten Krisen seit Jahrzehnten. Auslöser war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini Mitte September. Sie starb im Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsregeln festgenommen worden war.