In Montenegro hat am Sonntag die Stichwahl um das höchste Staatsamt begonnen. Rund 540.000 wahlberechtigte Bürger sind dazu aufgerufen, den nächsten Präsidenten zu wählen. Der prowestliche Amtsinhaber Milo Djukanović bekam in der ersten Runde vor zwei Wochen die meisten Stimmen. Seinen Herausforderer Jakov Milatović unterstützt allerdings das gesamte proserbische Lager, das in der ersten Runde noch mit mehreren Kandidaten antrat. Daher werden ihm bessere Chancen eingeräumt.

Sieg oder Niederlage?

Eine Wahlniederlage würde für Djukanović nach jahrzehntelanger Herrschaft den Verlust seiner letzten Machtposition bedeuten. Bereits vor mehr als zwei Jahren unterlag die Präsidentenpartei DPS bei der Parlamentswahl einer Koalition aus proserbischen und Reformparteien.

2006 führte Djukanović die frühere jugoslawische Teilrepublik in die Unabhängigkeit, 2017 in die Nato. Zugleich war seine Herrschaft immer wieder auch von Korruption und Günstlingswirtschaft überschattet. Weithin besteht in Montenegro ein Bedürfnis nach neuen und unverbrauchten Personen in der Politik.

Diese Stimmungslage begünstigt den 36-jährigen Milatović. Als Wirtschaftsminister der ersten kurzlebigen proserbischen Regierung nach 2020 errang er Popularität, indem er die Löhne erhöhte. Zugleich steht er der aus Belgrad gelenkten serbisch-orthodoxen Kirche nahe. Er bekennt sich zum angestrebten EU-Beitritt seines Landes, steht aber zugleich auch für dessen enge Anbindung an Serbien.

Der Präsident wird für fünf Jahre gewählt. Die Wahllokale schließen um 20.00 Uhr. Mit Ergebnissen wird in den Abendstunden gerechnet.