Alvin Bragg musste schon viel durchstehen in seinem Leben. Bevor der heutige erste Chefankläger der Staatsanwaltschaft in Manhattan 21 Jahre alt war, wurde bereits sechsmal eine Waffe auf ihn gerichtet. "Dreimal von Polizisten und dreimal von Leuten, die keine Polizisten waren. Ich hatte ein Messer an meinem Hals, eine Waffe an meinem Kopf und ein Mordopfer vor meiner Haustür." Das schrieb der Familienvater zwei Tage nach Antritt als Bezirksstaatsanwalt im Jänner 2022 an sein Team. Der 49-jährige Afroamerikaner wuchs in Harlem auf und setzt sich dafür ein, mehr Ressourcen auf die Verfolgung schwerer Gewaltverbrechen und weniger auf Vergehen im Zusammenhang mit Drogen oder Prostitution zu verwenden.

Gegenwind

Alvin Bragg musste sich auch schon viel anhören in seinem Leben. Besonders in letzter Zeit. Seit klar ist, dass er der erste US-Staatsanwalt in der Geschichte sein könnte, der einen ehemaligen Präsidenten vor Gericht oder gar in Gefängnis bringen könnte, ist er zum Feindbild von Trump-Anhängern, extremen Rechten und der Republikaner geworden. Vom Trump selbst wurde er sogar als Rassist beschimpft, die Republikaner nannten die Ermittlungen des demokratischen Juristen gegen Trump einen "beispiellosen Missbrauch".

Die Anklage Trumps wegen Schweigegeldzahlungen an Pornodarstellerin Stormy Daniels bringt ihn und seine Mitarbeiter ins Zentrum eines politischen Feuersturms. Und das, obwohl er vor einem Jahr noch dafür kritisiert wurde, zu zaghaft gegen Trump vorzugehen, weil er sich in einer Ermittlung gegen eine Anklage des Ex-Präsidenten aussprach. Der 49-Jährige lässt sich von all dem jedoch nicht einschüchtern. In einem Brief an seine Belegschaft versprach er, dass allen Drohungen gegen die Staatsanwaltschaft nachgegangen werde: "Wir tolerieren keine Versuche, unser Büro einzuschüchtern oder die Rechtsstaatlichkeit in New York zu bedrohen." Alvin Bragg wird wohl auch das durchstehen.