Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" (WSJ) zeigt sich das US-Verteidigungsministerium (Pentagon) zunehmend besorgt über aus China stammende Kräne. Diese sind in vielen Frachthäfen im Einsatz und es wird befürchtet, dass sie von Peking zur Spionage genutzt werden könnten. Pentagon-Beamte sprachen von einem trojanischen Pferd.
Konkret geht es um Kräne der Firma ZPMC. Diese seien laut WSJ hochwertig produziert und vergleichsweise günstig, enthalten aber ausgeklügelte Sensoren, die Herkunft und Ziel von Containern registrieren und die Daten entsprechend verarbeiten können. Daraus könnten auch Rückschlüsse über internationale Militäreinsätze der USA gezogen werden.
Die riesigen Kräne werden in der Regel mit Software aus chinesischer Produktion betrieben. In einigen Fällen, so die US-Beamten, werden sie von chinesischen Staatsangehörigen betreut, die mit einem Zweijahresvisum in den USA arbeiten. Dies seien potenzielle Möglichkeiten zum Sammeln von Informationen. Laut Chris Wolski, der früher für die Cybersicherheit des Hafens in Houston (Texas) zuständig war, sei es für mögliche Angreifer leicht, einen Sensor zu deaktivieren und somit etwa einen Kran stillzulegen.
"Das neue Huawei"
Über einen möglichen Fernzugriff würden die Kräne Angriffe auf den internationalen Warenverkehr ermöglichen, wird Bill Evanina, ein ehemaliger hochrangiger Mitarbeiter der US-Spionageabwehr, im Artikel zitiert. "Kräne könnten das neue Huawei sein", verglich Evanina ZPMC mit dem chinesischen Mobilfunkkonzern, der schon länger im Verdacht steht, sensible Daten an Peking zu liefern.
Im Jahr 2021 durchsuchten FBI-Agenten ein Frachtschiff, das ZPMC-Kräne an den Hafen von Baltimore lieferte, und fanden an Bord nachrichtendienstliche Ausrüstung. Doch ein konkreter Fall von Spionage mit den Kransystemen von ZPMC ist nicht bekannt.
In den letzten Jahren wiesen US-Behördenvertreter immer wieder auf potenzielle Gefahren durch chinesische Produkte hin. Die Rede war etwa von Geräten zur Gepäckskontrolle oder Transformatoren im Stromnetz. Auch strategische Investitionen in Häfen weltweit wurden kritisch beobachtet. Zudem stellt China fast alle Frachtcontainer her und verfügt über immer mehr Zugang zu Daten über den globalen Frachtverkehr.
Ein chinesischer Diplomat in Washington nannte die Sorge über die Kräne einen "von Paranoia getriebenen" Versuch, die Handels- und Wirtschaftskooperation mit China zu schwächen. Man spiele "die China-Karte", dies sei verantwortungslos und würde auch US-Interessen schaden.
Ballone und der Streit um TikTok
Weltweite Schlagzeilen machten chinesische, mutmaßlich der Spionage dienende Ballone, die vor wenigen Wochen über dem US-Luftraum entdeckt und abgeschossen wurden.
Im Visier von Regierungen steht zunehmend auch die beliebte Social-Media-Plattform TikTok. Es wird vermutet, dass die zu einem chinesischen Konzern gehörende App von Peking genutzt werden könnte, um Daten ihrer Nutzer zu sammeln. Als Reaktion verbannte etwa die EU-Kommission TikTok von den Handys ihrer Mitarbeiter. Auch Angehörige der Regierungen Großbritanniens und der USA dürfen die App nicht mehr auf ihren Geräten haben.
In den Vereinigten Staaten wird sogar mit einem völligen Verbot von TikTok geliebäugelt. Grund ist die Befürchtung, dass neben dem Sammeln von Informationen über US-Bürger, Peking die App auch nützen könnte, um die Bevölkerung zu manipulieren. Zum Beispiel durch das gezielte Streuen von Falschinformationen oder Propaganda. Etwa 40 Prozent der Amerikaner nutzen TikTok.