Zum Grundtatbestand von Regimes gehört es, Kritiker und Andersdenkende aus dem Verkehr zu ziehen – gerade überdeutlich zu sehen etwa im Iran oder in Russland unter Putin. In Belarus soll Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki zehn Jahre ins Gefängnis: Der 60-Jährige wurde nun in Minsk wegen angeblicher Finanzdelikte – "Bargeldschmuggel" sowie "Finanzierung von Aktionen und Gruppen, die grob gegen die öffentliche Ordnung verstoßen haben" – verurteilt. Belarussische Gefängnisse kennt der Menschenrechtsaktivist leidvoll gut: Seit Juli 2021 sitzt er ein – und schon in den Jahren davor wurde er mehrfach in diverse Gefängnisse gesteckt.
Ein Dorn im Auge ist er vor allem Alexander Lukaschenko: Dieser hatte sich 2020 bei den Präsidentenwahlen zum Sieger erklären lassen – was international nicht anerkannt worden war. Die daraufhin ausbrechenden Proteste ließen Bjaljazki in den Fokus der Behörden rücken: Nach Hausdurchsuchungen wurden er und die Mitarbeiter der von ihm gegründeten Menschenrechtsorganisation Wjasna verhaftet. 2022 wurde sein Ringen um Freiheit und Toleranz mit einem Friedensnobelpreis bedacht – neben ihm ging die weltweit wichtigste humanitäre Auszeichnung auch an die russische Organisation Memorial und das ukrainische Center for Civil Liberties. Der im russischen Wjartsilja geborene Literaturwissenschaftler setzt sich gegen die Foltergräuel im Dunstkreis des Regimes ein.
Kurz nach Bekanntgabe durch das Nobelkomitee in Oslo äußerte sich die belarussische Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch zu Bjaljazki: "Er ist für mich eine mythologische Figur des belarussischen Kampfes. Er hat es verdient – das ist noch zu wenig gesagt. Das ist schon lange sein Preis. Ich weiß, dass Ales in Haft ernsthaft erkrankt ist. Wir alle müssen darüber sprechen, dass er in Freiheit sein sollte, mit seinem Volk. Was die Staatsmacht mit ihm anstellen wird, ist nur schwer vorstellbar."