"Auf den heutigen brutalen russischen Raketenangriff auf Saporischschja werden wir militärisch und rechtlich reagieren", sagte Selenskyj am Donnerstag in seiner allabendlichen Videoansprache. "Der Besatzer wird unweigerlich unsere Stärke spüren, die Kraft der Gerechtigkeit im wahrsten Sinne des Wortes."

Bei dem russischen Luftangriff in der Nacht auf Donnerstag war ein mehrstöckiges Wohngebäude in der südukrainischen Stadt von einer Rakete getroffen worden. Zwei Bewohner wurden getötet, acht Menschen wurden verletzt. Zehn Bewohner wurden Donnerstagabend nach offiziellen Angaben noch vermisst.

Bachmut vor dem Fall?

Verteidigungsminister Oleksij Resnikow schloss indes einen Fall der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut nicht aus. Damit erringe Russland aber nur "einen kleinen Sieg", sagte er der deutschen Boulevardzeitung "Bild" (Freitagsausgabe). Resnikow zeigte sich zugleich zuversichtlich, was einen Sieg der Ukraine im heurigen Jahr betrifft. "Ich bin ein Optimist, ich sehe die Situation auf dem Schlachtfeld, ich sehe die Entwicklung der Unterstützung und ich sehe wirklich, dass es eine Chance gibt, diesen Krieg in diesem Jahr mit unserem Sieg zu beenden", sagte er. Es gehe dabei um "die Befreiung aller unserer zeitweilig besetzten Gebiete bis zu unseren international anerkannten Grenzen von 1991." Forderungen nach Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin wies er zurück.

Resnikow zeigte sich in dem Interview auch zuversichtlich, dass sein Land schon bald westliche Kampfjets bekommen wird. "Ich bin mir sicher, dass wir zwei bis drei unterschiedliche Arten von Kampfjets bekommen werden", sagte er. Die militärische Unterstützung der Ukraine sollte auch Hauptthema einer Unterredung von US-Präsident Joe Biden und dem deutschen Kanzler Olaf Scholz am Freitag im Weißen Haus sein. Details sickerten bereits im Vorfeld durch. Wie aus amerikanischen Regierungskreisen verlautete, will Washington ein 400 Millionen Dollar (377,18 Mio. Euro) schweres Militärhilfspaket ankündigen. Es werde erwartet, dass die Hilfe hauptsächlich gelenkte Mehrfachraketenwerfer (GMLRS) für HIMARS-Werfer, Munition für Bradley-Schützenpanzer sowie Brückenlegepanzer umfasse. Seit dem Kriegsbeginn vor einem Jahr haben die USA der Ukraine bisher Sicherheitshilfen in Höhe von rund 27,2 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt.

Lula will mit anderen Ländern sprechen

Der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva führte indes ein Videogespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Danach twitterte Lula, er wolle andere Länder ermutigen, sich an Friedensgesprächen zur Beendigung des Konflikts zu beteiligen. "Ich habe den Wunsch Brasiliens bekräftigt, mit anderen Ländern zu sprechen und sich an jeder Initiative zur Schaffung von Frieden und Dialog zu beteiligen. Krieg kann für niemanden von Interesse sein."

Lula lehnte es ab, der Ukraine Munition aus deutscher Produktion zu liefern, über die Brasilien verfügt. Er bekräftigte außerdem, sein Land werde in dem Konflikt neutral bleiben. Russland habe aber mit dem Einmarsch in ein souveränes Land einen Fehler gemacht.

"Wir haben betont, wie wichtig es ist, den Grundsatz der Souveränität und der territorialen Integrität von Staaten zu wahren", schrieb Selenskyj nach dem Gespräch auf Twitter. "Wir haben auch über diplomatische Bemühungen gesprochen, um den Frieden in der Ukraine und in der Welt wiederherzustellen."