Zahlreiche Anwälte haben wegen der Erdbebenkatastrophe Anzeige gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und etliche weitere Amtsträger eingereicht. Dem Präsidenten, Ministern, Gouverneuren und Bauunternehmen werfen sie etwa vorsätzliche sowie fahrlässige Tötung und Amtsmissbrauch vor, wie aus der Strafanzeige hervorgeht. "Als Juristen dieses Staates können wir unsere Augen nicht vor so einer Ungerechtigkeit verschließen", sagte Anwältin Pinar Akbina Karaman.
61 Juristen hätten bisher unterschrieben. In der Türkei wird weiterhin stark diskutiert, wie und ob das Ausmaß der Erdbebenkatastrophe hätte verhindert werden können. Die türkische Opposition wirft der Regierung etwa vor, nicht genügend in die Vorsorge und Erdbebensicherheit der Gebäude vor Ort investiert zu haben und auch jetzt in der Krisenantwort zu versagen. Die türkische Regierung weist derartige Vorwürfe unter anderem als Fehlinformationen von sich und argumentiert, eventuelle Schwierigkeiten seien dem Ausmaß der Katastrophe geschuldet.
Die Zahl der Todesopfer ist mehr als zwei Wochen nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei auf 42.310 gestiegen, teilte die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad am Dienstag mit. In Syrien sind bisher rund 5900 Tote im Zusammenhang mit den verheerenden Beben am 6. Februar gezählt worden. Die Zahlen werden nur noch unregelmäßig aktualisiert.