Kanada hat sich mit 325 indigenen Völkern auf Entschädigungen in Milliardenhöhe geeinigt. Das Ministerium für die Beziehungen zwischen Regierung und Indigenen erklärte am Samstag, Kanada verpflichte sich, mit dem Betrag in Höhe von 2,8 Milliarden kanadischen Dollar (umgerechnet 1,9 Milliarden Euro), den "kollektiven Schaden und den Verlust der Sprache, der Kultur und des Erbes zu reparieren", den Indigene durch die jahrzehntelange Misshandlung in kanadischen Internaten erlitten hätten.
"Kanada brauchte viel zu lange"
Kanada habe "viel zu lange gebraucht, um sich zu seiner Geschichte zu bekennen, zu dem von ihm begangenen Völkermord zu stehen und den kollektiven Schaden anzuerkennen, der unseren Nationen durch das Internatssystem zugefügt wurde", sagte Garry Feschuk, ehemaliger Anführer des Volks der Sechelt. Die nun erzielte Einigung sei aber "ein erster Schritt in die richtige Richtung".
Zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und den 1990er Jahren hatte die kanadische Regierung etwa 150.000 indigene Kinder in Internate geschickt, die zum großen Teil von der katholischen Kirche betrieben wurden. Sie wurden von ihren Familien, ihrer Sprache und ihrer Kultur abgeschnitten. Viele von ihnen wurden körperlich und sexuell misshandelt. Offiziell kamen mehr als 4000 Kinder infolge von Unterernährung, Krankheiten und Vernachlässigung ums Leben, nach Schätzungen dürften es mehr als 6000 gewesen sein. Eine nationale Untersuchungskommission sprach im Jahr 2015 von einem "kulturellen Völkermord".
Alkoholismus, Gewalt, hohe Suizidraten
Die Entdeckung von 1.300 anonymen Gräbern indigener Kinder in der Nähe ehemaliger Internate hatte im Jahr 2021 eine Schockwelle in Kanada ausgelöst. Viele indigene Völker machen die Heime, die ganze Generationen geprägt haben, für heutige soziale Probleme wie Alkoholismus, häusliche Gewalt und erhöhte Suizidraten unter den Indigenen verantwortlich.
Das Ministerium für die Beziehung zwischen Krone und Indigenen erklärte am Samstag, mit der nun beschlossenen Rekordentschädigung sollten "Bildung, Kultur und Sprache" der 325 indigenen Völker in Westkanada wiederbelebt und der "Heilungsprozess" der Überlebenden des Internatssystems unterstützt werden.
"Alle Überlebenden verdienen Gerechtigkeit und Entschädigung", erklärte Minister Marc Miller. Wie genau die nun vereinbarten 2,8 Milliarden kanadischen Dollar ausgegeben werden, soll das kanadische Bundesgericht am 27. Februar festlegen.