"Der Panzer allein macht es nicht, es ist das Konzert verschiedener Waffensysteme, das erfolgreiche Angriffe ermöglicht", erklärt Oberst Jörg Loidolt, selbst Kommandant eines Panzerbataillons bei Österreichs Bundesheer. Problematisch dabei: Die Lieferung westlicher Kampfpanzer stellt einen logistischen Bruch für die ukrainischen Streitkräfte dar.
Ein Beispiel: Der amerikanische Abrams-Panzer wird von einer wartungsintensiven Turbine angetrieben, die – sehr viel – Flugzeugtreibstoff benötigt. Mechaniker, Fahrer, Richtschützen und Ladeschützen müssen entsprechend ausgebildet werden. Letztere Funktion gebe es in der Ukraine derzeit gar nicht, da ihre Panzer über Ladeautomaten verfügen. Zudem gilt es, die einzelnen Geräte zu Panzerzügen zusammenzuziehen und diese wiederum zu Kompanien und Bataillonen, in denen jeder seine Rolle spielt. Dass die entsprechenden Ausbildungen und Übungen zeitintensiv und aufwendig sind, liegt natürlich auf der Hand.
Dennoch führt laut dem Experten an Kampfpanzern kein Weg vorbei, gerade in dem weitläufigen Gelände in der Ukraine. Aufgrund fehlender Deckung seien Vorstöße mit Infanterie schwer möglich. "Man braucht die Kampfpanzer, um Raum zu nehmen, um ihn danach durch Grenadiere oder Infanterie zu besetzen", so Loidolt, mit dem Nachsatz: "Wenn die russischen Streitkräfte wirklich vertreiben werden sollen, wird das ohne Kampfpanzer nicht gehen." Drohnen seien dabei "nett", aber nur "Nadelstiche". Der große Geländegewinn in den letzten Monaten wäre auch nur durch Panzerdurchbrüche gelungen, die von der Infanterie geschickt genutzt worden waren.
Auch in der Verteidigung gelte es, Kampfpanzern mit Kampfpanzern zu entgegnen. Loidolt: "Einen Durchbruch kann man an den Flanken zwar mit Panzerabwehrlenkwaffen verzögern, aber nicht verhindern." Ansonsten agiere man immer in der Defensive, sagt der Oberst.