Er hat sich seinen nächsten Karriereschritt sicher anders vorgestellt. Nachdem die Republikaner bei der Kongresswahl im November das Repräsentantenhaus von den Demokraten zurückerobert hatten, durfte der 57-Jährige hoffen, mit der Stimmenmehrheit der Partei in Ruhe und Anstand zum „Speaker“ gewählt zu werden, also zum Vorsitzenden des Unterhauses des Kongresses. Viel hätte er dafür gegeben, Nancy Pelosi, abzulösen, die Demokratin, die das Amt bisher innehatte.
Doch es kam anders. Statt Ruhe und Anstand herrschten im „House“ in den vergangenen Tagen zum Teil tumultartige Zustände und große Aufregung: Mitglieder der eigenen Partei verweigerten McCarthy die Zustimmung. Allein an den ersten beiden Abstimmungstagen flog der Republikaner sechsmal durch – schwer blamiert von rund 20 Mitgliedern der eigenen Partei. Ihnen, die zum harten Kern der Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump zählen, erschien McCarthy als „zu wenig radikal“.