Als vor wenigen Tagen Dave Wynne seine 95-jährige Mutter mit dem Verdacht auf Blutvergiftung in die Notaufnahme der örtlichen Klinik in Chester schleppte, traute er seinen Augen nicht – obwohl er vor den Problemen an den Spitälern überall in England gewarnt worden war. "Wie ein Feldlazarett aus Kriegszeiten" kam ihm die Unfall- und Notaufnahmeabteilung der Klinik vor.

Bis auf den letzten Platz war alles besetzt im Warteraum. "Ein Mann war offenbar kollabiert auf einer Stuhlreihe, mit schweren Unterleibsschmerzen", berichtete Wynne. Andere Hilfsbedürftige saßen, zwischen Pfützen von Erbrochenem, auf dem Boden. Alle waren sichtlich in Not. "Und einige atmeten schwer." Das Hilfspersonal, das sich redlich mühte, konnte mit dem Andrang schlicht nicht fertig werden.

Acht Personen sah Wynne an diesem Nachmittag im Gang zur Notaufnahme auf Krankenbetten liegen. Acht weitere, enthüllte eine Krankenschwester, warteten zugleich in Rettungswagen draußen vor der Klinik auf Zugang zur Notaufnahme, einige davon mit Herzinfarkten. "Es war eines der schockierendsten Dinge, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe", meinte Dave Wynne später gegenüber britische Medien. Sein Bericht hat viele Mitbürger erschüttert. Seine Mutter hatte er selbst zur Klinik gefahren, nachdem man ihm am Telefon erklärt hatte, er müsse 14 Stunden auf einen Rettungswagen warten.