Schwedens neuer Regierungschef Ulf Kristersson hat in seiner ersten Weihnachtsansprache ein düsteres Bild vom Zustand seines Landes gezeichnet. "Schweden befindet sich in einer sehr ernsten Lage", sagte der konservative Politiker am Mittwoch. Er verwies dabei auf die globale Klimakrise und drei aus seiner Sicht parallel verlaufende Krisen: die innerschwedische Sicherheitskrise mit ständigen Schusswaffenverbrechen, die äußere Sicherheitskrise mit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie die Energiekrise.
Der 58-Jährige äußerte sich gerade mit Blick auf die tödliche Schusswaffengewalt in seinem Land besorgt. Kein anderes Land in der EU habe in der Hinsicht auch nur annähernd ein solch starkes Problem wie Schweden, sagte er. Im Ausland wird Schweden gemeinhin als friedlich und harmonisch wahrgenommen.
Von Jahresanfang bis Mitte Dezember habe es 378 Schusswaffenvorfälle gegeben, bei denen 60 Menschen getötet und 104 verletzt worden seien. In Dänemark und Norwegen seien es im Vergleich dazu nur jeweils vier Tote und in Finnland zwei gewesen. In Södertälje bei Stockholm seien in diesem Jahr bisher so viele Menschen erschossen worden wie in ganz London. Vor allem junge Menschen würden getötet und töteten, fast immer im Rahmen organisierter krimineller Gangs und fast immer mit ausländischem Hintergrund, sagte er.
Kristersson ist seit Mitte Oktober Ministerpräsident. Er trat damals die Nachfolge der Sozialdemokratin Magdalena Andersson an und regiert mit einer konservativ-liberalen Drei-Parteien-Koalition, die ohne die rechtspopulistischen Schwedendemokraten auf keine eigene Mehrheit kommt. Deshalb ist die Regierung eine Zusammenarbeit mit den Rechten eingegangen, ein Novum für das skandinavische EU-Land. Sie arbeitet mit der Partei im Parlament eng zusammen, unter anderem beim Kampf gegen Kriminelle.