An russischen Häfen kommt einer Studie zufolge trotz westlicher Sanktionen wieder mehr Ladung an – vor allem aufgrund chinesischer und türkischer Lieferungen. Der Schwarzmeerhafen Noworossijsk und besonders der nahe China gelegene Pazifikhafen Wladiwostok zeigten im November eine deutliche Zunahme ankommender Containerladungen, wie das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Dienstag zu seiner Untersuchung mitteilte.
Im für den Handel mit Europa entscheidenden Hafen St. Petersburg lege dagegen kaum noch ein Containerschiff an. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar hatte der Westen Sanktionen verhängt, die seither mehrfach verschärft wurden.
Sanktionen dennoch mit Wirkung
"Die Sanktionen der EU und anderer westlicher Partner zeigen klar Wirkung und können durch den Handel mit China oder der Türkei auch nicht ausgeglichen werden", sagte der Leiter des Kiel Trade Indicator, Vincent Stamer. "Russlands Handel insgesamt liegt rund ein Viertel unterhalb des Niveaus vor dem Angriffskrieg gegen die Ukraine, und von offizieller Seite werden seit Sommer keine Handelsdaten mehr ausgewiesen." Russlands Handel bleibt den Angaben nach volatil. Ausgehend von niedrigen Niveaus zeigten die Indikatorwerte ein Plus bei den Exporten von 4,8 Prozent und ein Minus bei den Importen von 4,4 Prozent.
Die Staus in der Containerschifffahrt haben sich dem IfW zufolge im November deutlich zurückgebildet. Demnach befinden sich noch gut acht Prozent aller weltweit verschifften Waren im Stau. In der Spitze waren es Ende 2021 fast 14 Prozent. "Bereits den zweiten Monat in Folge ist der Anteil der im Stau befindlichen Container rapide gefallen", hieß es dazu. "Ein Grund dafür ist auch der nachlassende Seeverkehr in der Nordsee, worin sich der schwache Handel Deutschlands und der EU widerspiegelt."
Für Deutschland signalisiert der Indikator für November einen Rückgang der Exporte um 3,7 Prozent, während sich bei den Importen ein Wachstum von 0,5 Prozent abzeichnet. "Für Deutschlands Außenhandel ist der Ausblick insgesamt düster, obwohl Materialengpässe nachlassen und die deutsche Industrie weiterhin von einem hohen Auftragsbestand profitiert", sagte Stamer. "Dies zeigt Deutschlands schwierige Lage in einem abkühlenden Weltmarkt."