Wer gegen Donald Trump ermittelt, braucht eine dicke Haut. Diese bringt Jack Smith wohl mit. Der Jurist arbeitete zuletzt in Den Haag am internationalen Strafgerichtshof, um Kriegsverbrecher aus dem Kosovo dingfest zu machen. Davor war er unter anderem mit Fällen von Korruption und Amtsmissbrauch im US-Justizministerium betraut. Er gilt als hochverdienter Jurist mit einer jahrzehntelangen, makellosen Karriere, frei von politischen Einflüssen. Schon in jungen Jahren sorgte er als Staatsanwalt für Aufsehen, als er 2003 in New York einen zweifachen Polizistenmörder hinter Gitter brachte.
Nun geht es für Smith zurück in die Heimat, wo eine Aufgabe auf ihn wartet, um die ihn wenige beneiden. Ihm, seiner Familie und Politikern, die sich hinter ihn stellen, stehen wohl permanente Attacken von Trump und dessen teils radikalisierten Anhängern bevor. Denn Smith wurde vom US-Justizminister Merrick Garland als Sonderermittler für die laufenden Untersuchungen rund um Ex-Präsident Donald Trump eingesetzt. Zum einen geht es um dessen Rolle beim Sturm auf das Kapitol am 6. Jänner 2021. Zum anderen – und hier ist wohl die juristische Bewertung einfacher – um zahlreiche Geheimdokumente, die Trump nach dem Ende seiner Präsidentschaft illegal mitgenommen haben soll.
Grund für die Bestellung Smiths in diesem demokratiepolitisch sensiblen Fall ist laut Garland Trumps Ankündigung, erneut für das Präsidentenamt zu kandidieren, womit er zum Herausforderer des aktuellen Kabinetts wird. Deswegen soll ein Unabhängiger, kein von Joe Biden ernannter politischer Beamter „das Engagement des Ministeriums für Unabhängigkeit und Rechenschaftspflicht“ unterstreichen. Smith ist es letztendlich, der nach Prüfung aller Beweise darüber entscheiden wird, ob der Ex-Präsident angeklagt wird oder nicht.
Ein Freund nannte Smith einen „wahnsinnigen“ Radfahrer und Triathleten. Den langen Atem wird er nun gut brauchen können.