Nordkoreas Staatsmedien haben zum ersten Mal Fotos einer Tochter von Machthaber Kim Jong-un und seiner Frau Ri Sol-ju gezeigt. Kim sei mit seiner "geliebten Tochter und Frau" am Ort des Starts einer Interkontinentalrakete am Freitag anwesend gewesen, berichteten nordkoreanische Medien am Samstag. Die jugendlich wirkende Tochter, die ihrem Vater ähnlich sieht, trug auf den Fotos eine weiße Winterjacke und rote Schuhe. Unklar blieb, wie sie heißt und wie alt sie ist.
Ein Foto zeigte sie und ihren Vater Hand in Hand vor dem Fahrzeug mit Startvorrichtung, von dem der von südkoreanischen Medien als "Monsterrakete" bezeichnete Flugkörper abgeschossen werden sollte. Nach Ansicht von Beobachtern sollten die Fotos offenbar das Selbstbewusstsein Kims und auch seine Familienverbundenheit demonstrieren.
Über interne Diskussionen in dem abgeschotteten Land über eine mögliche Nachfolge Kims ist nichts bekannt. Im vergangenen Jahr hatte Südkoreas Geheimdienst mitgeteilt, Kims jüngere und einflussreiche Schwester Kim Yo-jong sei mittlerweile anscheinend die "De-facto-Führerin Nummer zwei".
Privatleben des Diktators bleibt streng geheim
Über das Privatleben des autokratischen Herrschers ist nur wenig bekannt. Der südkoreanische Geheimdienst geht davon aus, dass Kim und Ri zwei Töchter und einen Sohn haben. Nordkorea habe bisher niemals die Existenz von Kims Kindern enthüllt, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Ri habe 2010, 2013 und 2017 ein Kind zur Welt gebracht.
Kim, der nach südkoreanischen Angaben 38 Jahre alt ist, wurde nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il Ende 2011 zum obersten Führer der Streitkräfte, der Partei und des Staats ausgerufen. Die Kim-Dynastie ist bereits seit mehr als 70 Jahren in dem verarmten, aber hochgerüsteten Staat an der Macht.
"Ausländische Mächte zwingen Nordkorea"
Am Freitag hatte der nordkoreanische Machthaber den international kritisierten Test einer Interkontinentalrakete als Beleg dafür gewertet, dass sein Land jede atomare Bedrohung abwehren könne. Kim habe erklärt, ausländische Mächte zwängen Nordkorea, die nukleare Abschreckung auszubauen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Freitag. Jeder Angriff auf Nordkorea werde zur Zerstörung der Angreifer führen.
Kim rief demnach dazu auf, weitere strategische Waffen zu entwickeln und den Einsatz von Atomwaffen zu trainieren. Die am Freitag abgeschossene Rakete stürzte knapp 200 Kilometer vor der Küste Japans ins Meer. Die EU, die USA und ihre Verbündeten Südkorea und Japan verurteilten den Raketentest. UN-Resolutionen verbieten Pjöngjang die Erprobung von Interkontinentalraketen (ICBM) und anderer ballistischer Raketen, die je nach Bauart mit einem Nuklearsprengkopf bestückt werden können. Nordkorea hat seit Beginn des Jahres das Tempo und den Umfang seiner Tests ballistischer Raketen deutlich erhöht.
USA: "Zutiefst beunruhigend"
In einer am Samstag veröffentlichten EU-Erklärung hieß es, die fortgesetzten Bemühungen Pjöngjangs, immer bedrohlichere Trägersysteme für Massenvernichtungswaffen zu entwickeln, gefährdeten alle Länder. Der neue Raketentest sei rechtswidrig und rücksichtslos.
Die US-Regierung stufte den Test hingegen als zutiefst beunruhigend, aber nicht als Gefahr für die Vereinigten Staaten ein. Mit jedem Raketenstart lerne Nordkorea dazu - und das sei besorgniserregend, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Freitag (Ortszeit) in Washington. Nordkoreas Raketenprogramm wachse weiter, was nicht nur die koreanische Halbinsel, sondern die gesamte Region destabilisiere.
Kampfjets der USA und Südkoreas eskortierten bei einer erneuten Luftübung am Samstag nach Angaben des südkoreanischen Militärs amerikanische B-1B-Langstreckenbomber. Fotos des Militärs zeigten zwei dieser Überschallbomber, die in ihrer jetzigen Ausstattung nur für konventionelle Waffen ausgelegt sind, im Flug.