Die Rechtsanwältin hatte im Sommer als erste die Kandidatur für das Präsidentenamt angekündigt und sie mit Unterstützungserklärungen der Wähler eingereicht. Dass sie es ernst meint, demonstrierte sie mit ihrer in Bolivien registrierten Internetdomain "predsednica.bo", was übersetzt "sie wird Präsidentin" bedeutet.
Als Präsidentschaftskandidatin genoss Pirc Musar die Unterstützung der beiden Ex-Präsidenten Milan Kučan und Danilo Türk. Im zweiten Wahlgang stellten sich auch die beiden führenden Koalitionsparteien hinter sie, nachdem ihr gemeinsamer Kandidat in der ersten Runde ausgeschieden war. Die Freiheitsbewegung (GS) von Premier Golob und die Sozialdemokraten unterstützten sie als Kandidatin, die ihre Werte teile.
Politisch zwar ein unbeschriebenes Blatt, ist Pirc Musar in der slowenischen Öffentlichkeit eine bekannte Figur, was laut politischen Beobachtern wesentlich zu ihrem Erfolg beigetragen hat. Einen Namen machte sie sich als langjährige Informationsbeauftragte und Expertin für Schutz von personenbezogenen Daten. Ihre professionelle Laufbahn begann Pirc Musar nach Jusstudium in Ljubljana zunächst als Journalistin. Sie war Nachrichtenmoderatorin sowohl beim öffentlich-rechtlichen RTV Slovenija als auch beim führenden Privatsender POP TV. Im Jahr 2015 absolvierte sie ein Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien.
"Werde als Präsidentin nicht schweigen"
Als Rechtsanwältin vertrat sie in Slowenien die ehemalige US-Präsidentengattin Melania Trump beim Schutz ihres Markennamens. Bekannt wurde sie aber durch ihre kritische Haltung gegenüber der damaligen Regierung des rechtskonservativen Premiers Janez Janša. Während der kontroversen zweijährigen Regierungszeit Janšas gehörte Pirc Musar zu jenen Rechtsexperten, die seine Regierungspolitik und das Regieren per Verordnungen in der Corona-Pandemie lautstark kritisierte.
Im Wahlkampf machte sich Pirc Musar das zum Nutzen, um sich von ihrem Gegenkandidaten, den konservativen Ex-Außenminister und Janšas Parteifreund Anže Logar, abzugrenzen. Die vergangene Regierungszeit lässt bei einem Großteil der Slowenen nämlich immer noch starke Gefühle hochkommen, was ein Motivationsfaktor für das links-liberale Lager in der Stichwahl gewesen sein dürfte.
Gleichzeitig deutete Pirc Musar auch an, sich in ihrer Amtsführung von dem Amtsinhaber Borut Pahor unterschieden zu wollen, der innenpolitisch sehr zurückhaltend war. Ein Staatsoberhaupt müsse klar seine Meinung sagen, wenn die Demokratie ins Schleudern komme, beteuerte Pirc Musar im Wahlkampf. Sie werde als Präsidentin "nicht schweigen", kündigte sie an. Die Rechtsanwältin setzte auch auf ihre Parteiunabhängigkeit, die ihr ermöglichen werde, auch gegenüber ihr ideologisch nahestehenden Regierungen kritisch zu sein.
Van der Bellen als Vorbild für Musar
Außenpolitisch will Pirc Musar jedoch auf Kontinuität setzen. Pahor hat sich besonders um die Verbesserung der bilateralen Beziehungen mit Italien und Österreich bemüht und sich stark für die europäische Perspektive des Westbalkans eingesetzt. Das will die neue Präsidentin fortsetzen. Politisch will sich Pirc Musar ein Beispiel an Bundespräsident Alexander Van der Bellen, seinem deutschen Kollegen Frank-Walter Steinmeier und dem italienischen Präsidenten Sergio Mattarella nehmen. Alle drei seien sie nämlich "ruhige Herren mit Hausverstand", sagte sie in einem Interview.
Ihre fünfjährige Amtszeit wird Pirc Musar am 23. Dezember antreten. Die neue Präsidentin ist verheiratet und hat einen 21-jährigen Sohn. Sie hat nur eine bunte professionelle Laufbahn, während des Studiusm arbeitete sie etwa als Flugbegleiterin. Pirc Musar hat auch interessante Hobbys. Die passionierte Motorradfahrerin war fünf Mal hintereinander slowenische Bowlingmeisterin in Paaren. Während ihr Vorgänger Goldfische in seinem Büro hatte, dürfte mit Pirc Musar die eine oder andere Eule einziehen. Sie sammelt nämlich Eulenfiguren. Obwohl sie zu Hause 1.500 bis 2.000 Exemplare hat, sagt sie, dass sie sich immer noch über jede geschenkte Eule freue.