Er hat kein Amt und er tritt auch in diesen Tagen nicht an, eins zu erwerben. Aber irgendwie geht es immer um Donald Trump. Er unterstützt Parteifreunde, zieht gegen Kriminalität und Drogendealer vom Leder und sammelt Spenden für eine Wiederwahl 2024. Am Samstag trat Trump in Latrobe, Pennsylvania auf, wo es ein knappes Rennen zwischen dem Republikaner Mehmet Oz und dem Demokraten John Fetterman um den Senatssitz gibt. Fetterman, eigentlich der Favorit, hat nach einem Schlaganfall Sprachstörungen, was manche Wähler abschreckt. Für Montag war Trump in Dayton, Ohio angekündigt, auf der Bühne der Flughafenhalle will er den Republikaner JD Vance unterstützen, der gegen Tim Ryan kandidiert.
Der Event in Ohio ist als Gegenrally zur Ansprache von US-Präsident Joe Biden konzipiert, der in Maryland auftritt. Pennsylvania und Ohio zählen zu den vom Niedergang der Industrie gebeutelten "Blue-Collar"-Staaten, wo die Republikaner in den letzten Jahren erstaunliche Erfolge erzielt haben.
Der "unberechenbare Onkel"
Die Demokraten nehmen die Trumpsche Allgegenwart mit gemischten Gefühlen auf. Es ist gut, im Wahlkampf zu warnen, dass der böse Wolf gleich um die Ecke lugt, das erhöht die Wahlbeteiligung. Andererseits könnte Trumps Unterstützung in diesem knappen Rennen dem ein oder anderen Gouverneur oder Senator zum Sieg verhelfen.
Aber auch manche Republikaner sind nicht glücklich. In Greenwich, Connecticut, wo der frühere Präsident George Bush Sr. lebte, haben Trump-Anhänger die Moderaten aus den Gremien gedrängt; die fürchten nun eine Radikalisierung der Partei. "Für die ist Trump der unberechenbare Onkel, der das Familienbarbecue in einen Großbrand mit der Feuerwehr im Gefolge verwandelt", schrieb die New York Times.
Aber auch im Trump-Lager knirscht es. Von der Fahne geht gerade Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, der ebenfalls zur Wiederwahl ansteht. Trump – der die meiste Zeit in seiner Villa in Mar-a-Lago, Florida verbringt – sprach zwar auf einer republikanischen Kundgebung in Miami. Aber DeSantis, oder, wie Trump ihn inzwischen nennt, DeSanctimonious, kam nicht, und Trump unterstützte ihn nicht.
Denn DeSantis will der effektivere Trump sein. So verspricht Trump oft, den Strom der Immigranten zu stoppen. Alleine in diesem September wurden 227.000 Migranten festgenommen, viele davon aus dem von US-Sanktionen gebeutelten Venezuela. DeSantis setzte Immigranten aus Venezuela ins Flugzeug, um sie in den Norden zu transportieren, wo die liberalen Wähler leben. Er kritisierte auch die unter der Trump-Regierung entwickelten Coronaimpfstoffe als wirkungslos.
Gefängniszelle oder Oval Office?
Aber darf Trump überhaupt wieder kandidieren? Generalstaatsanwalt Merrick Garland ermittelt gegen ihn wegen einer Reihe von Vorwürfen. Etwa, dass er geheime Unterlagen, aber auch Erinnerungsstücke aus dem Weißen Haus nach Mar-a-Lago mitgenommen hat (Trump sagt dazu, das gehöre alles ihm). Ihm wird auch vorgeworfen, für den Sturm auf das Kapitol vom 6. Januar 2021 verantwortlich zu sein und zuvor Einfluss auf die Auszählung der Stimmzettel im US-Bundesstaat Georgia genommen zu haben. Und es wird gegen seine Firma in New York ermittelt, wo er bei Grundstücksgeschäften falsche Werte angegeben haben soll.
Nicht nur weist Trump alles zurück, selbst Parteifeinde unterstützen ihn — so nannte der texanische Senator Ted Cruz die Ermittler "parteinahe Sturmtruppler". Sollte das Enfant terrible verurteilt werden, drohen ihm bis zu zehn Jahren Haft. Präsident hingegen dürfte er trotzdem noch werden. Die US-Verfassung verbietet es einem Vorbestraften nicht, ein Amt anzutreten. Von der Gefängniszelle aus dürfte das zwar schwierig werden. Dass das allerdings passiert, ist mehr als unwahrscheinlich.
Eva Schweitzer (New York)