Eigentlich ist Ulf Kristersson nicht einmal als Sieger bei der Wahl zum Schwedischen Reichstag am 11. September hervorgegangen und doch wurde er gestern zum neuen Ministerpräsidenten von Schweden gewählt. Der Vorsitzende der Partei "Die Moderaten" erhielt bei einer Parlamentsabstimmung in Stockholm die dafür benötigte Unterstützung. Doch diese musste sich der 58-jährige Konservative teuer erkaufen – und ein Tabu brechen. Er will mit einer Drei-Parteien-Koalition regieren, die aus den Moderaten, Christdemokraten und Liberalen besteht und die im Parlament eng mit den Schwedendemokraten zusammenarbeitet. Bisher waren die Rechtspopulisten im Parlament isoliert. Doch ohne die Schwedendemokraten, die bei der Wahl ein Rekordergebnis einfuhren und erstmals zweitstärkste Kraft wurden, kommt die neue Regierungskoalition auf keine eigene Mehrheit.
Was haben die Rechten verlangt?
Minderheitsregierungen sind in Schweden zwar keine Seltenheit, wurden zuletzt aber immer instabiler. Die Schwedendemokraten ließen sich ihre Unterstützung in diesem Wissen auch etwas kosten. Deren Handschrift lässt sich im neuen Regierungsprogramm durchaus ablesen. Zwar sind Details noch offen, allerdings sollen Sozialleistungen gedeckelt, Einwanderungsgesetze verschärft und internationale Hilfe gedrosselt werden. Für ein Land wie Schweden, das stets als Musterland der Sozialdemokratie und der Weltoffenheit galt, ein harter Schnitt.
Doch der neue Ministerpräsident, der in Uppsala Volks- und Betriebswirtschaft studiert hat, konnte sich ausrechnen, dass er ohne die Zugeständnisse zum dritten Mal an einer Regierungsverhandlung gescheitert wäre. Er selbst hat mit seiner Frau drei Waisenkinder aus China adoptiert und gilt als smarter, gemäßigter Typ. So hat er sich für einen Sieg entschieden, der einen hohen Preis hat und der dem passionierten Jogger Laufarbeit zwischen den Fronten der Liberalen und den Rechtspopulisten bescheren wird.
Maria Schaunitzer