An diesem Donnerstag tritt das neu gewählte Parlament in Rom zusammen. Die Parlamentarier von Senat und Abgeordnetenhaus wählen ihre Vorsitzenden. Das ist der Auftakt zur neuen Legislaturperiode, den Konsultationen und der Regierungsbildung in Rom. Im Senat, der hohen Kammer, wird die 92 Jahre alte Liliana Segre als Alterspräsidentin den Vorsitz am ersten Parlamentstag einnehmen. Segre hat als junges Mädchen den Holocaust überlebt. Dass ausgerechnet sie nun einer Kammer vorsitzt, in die besonders viele Erben der italienischen Neofaschisten eingezogen sind, ist eine Pointe der Geschichte. Bei der Parlamentswahl Ende September erhielt die als postfaschistisch bezeichnete Partei „Brüder Italiens“ 26 Prozent der Stimmen und wurde Wahlsieger.
Julius Müller-Meinigen (Rom)