Seit Wochen demonstrieren vor allem Frauen im Iran gegen das Regime. Nun befeuert ein weiterer Tod einer jungen Aktivistin die Proteste noch zusätzlich. Die 17-jährige Nika Shakarami wurde tot aufgefunden. Zuvor wurde sie durch ein Protestvideo bekannt. In sozialen Medien häufen sich die Anschuldigungen gegen die Polizei: Shakarami sei gefoltert und ermordet worden.

Shakarami war während einer Protestkundgebung in der Hauptstadt Teheran am 20. September plötzlich verschwunden. Das Mädchen konnte zehn Tage später in einer Leichenhalle identifiziert werden. Sie erlitt einen Schädelbruch, ihre Nase wurde zertrümmert. Als offizielle Todesursache wurde ein Sturz aus großer Höhe angegeben. Die Eltern und viele Aktivisten zweifeln aber an dieser Darstellung.

Sie ist nur eine von vielen Opfern: Nach Angaben der Organisation Iran Human Rights (IHR) wurden bei den Protesten bisher mindestens 92 Menschen getötet, Aktivisten gehen von noch höheren Zahlen aus.

Mutige Mädchen protestieren

Mittlerweile beteiligen sich auch Mädchen an den Protesten. Auf im Internet verbreiteten Videos sind in vielen Städten Schülerinnen und Studentinnen zu sehen, die ihre Schleier abnehmen und Freiheitsparolen rufen oder singen.

Für Aufmerksamkeit sorgte auch ein Video, das zeigt, wie junge Schülerinnen ihren Direktor aus der Schule jagen.

Auslöser

Auslöser der Demonstrationen im Iran war der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini Mitte September. Die Sittenpolizei hatte sie wegen ihres angeblich "unislamischen Outfits" festgenommen. Was mit Amini danach geschah, ist unklar. Die Frau fiel ins Koma und starb am 16. September in einem Krankenhaus. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben; die Polizei weist das zurück. Seit dem Tod der jungen Frau demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen Regierung und das konservative islamische System.

Prominente Französinnen schneiden aus Solidarität Haare ab

Aus Solidarität mit den gegen Repressionen demonstrierenden Frauen und Mädchen im Iran haben sich mehr als 50 französische Schauspielerinnen und andere Prominente Haarsträhnen abgeschnitten. "Für die Freiheit", sagt die Schauspielerin Juliette Binoche am Anfang eines gut zwei Minuten langen Videos, das sich am Mittwoch im Internet verbreitete. Dann fasst sie ihre Haare mit einer Hand zusammen und schneidet sich vor der Kamera etwa 15 Zentimeter ihres Zopfes ab.

Auch die Schauspielerinnen Isabelle Adjani, Marion Cotillard, Charlotte Gainsbourg und Isabelle Huppert greifen in dem Video zur Schere und schneiden mehr oder weniger lange Strähnen ihrer Haare ab. Ebenso sind die Sängerinnen Jane Birkin und Angèle zu sehen. Laut Abspann hat der französische Anwalt Richard Sedillot die Aktion initiiert.