Die aussichtsreichste Kandidatin für die Nachfolge des scheidenden britischen Premierminister Boris Johnson, Liz Truss, ist wegen einer älteren Äußerung zur Arbeitsmoral in Großbritannien ins Visier der Kritik geraten.
In einer Aufnahme, die der Zeitung "Guardian" zugespielt wurde, ist zu hören, wie die heutige Außenministerin die vergleichsweise niedrige Produktivität in Großbritannien auch auf eine angeblich schlechte Arbeitsmoral ihrer Landsleute zurückführt.
"Es gibt ein fundamentales Problem mit der britischen Arbeitskultur", sagte Truss demnach in dem Gespräch mit Regierungsmitarbeitern. Den "britischen Arbeitern" fehle es an Kompetenz und Einsatz, besonders außerhalb Londons. Erforderlich sei "ein bisschen mehr harte Arbeit". Der "Guardian" ließ offen, von wann genau die Aufnahme stammt. Sie dürfte jedoch zwischen Mitte 2017 und Mitte 2019 entstanden sein.
Die Labour-Opposition nannte die Äußerungen "grob beleidigend". Ein Mitarbeiter aus Truss' Team entgegnete, die Bemerkungen seien aus dem Zusammenhang gerissen. Die Außenministerin gilt als Favoritin im Duell mit Ex-Finanzminister Rishi Sunak. Bis zum 5. September entscheiden die Mitglieder der Konservativen Partei, wer von den beiden Johnsons Amt übernimmt.
Die Äußerung ist nicht der einzige verbale Fehltritt aus der Vergangenheit, der Truss inzwischen einholt. Zu Beginn ihrer Karriere hatte sie sich für die Abschaffung des Königshauses ausgesprochen.