Kenia hat gewählt und auf seinen neuen Präsidenten warten viele Herausforderungen. Salome Uhuru, Präsidentin des oststeirischen Hilfswerks "Zukunft Dank Dir" in Kenia, nennt ein Beispiel: "Das wichtigste Nahrungsmittel hier ist 'Ugali', es wird aus Maismehl hergestellt. Doch das bekommt man fast nirgends mehr. Wenn doch, ist es extrem teuer." Inmitten der angespannten wirtschaftlichen Lage in dem 55-Millionen-Einwohner-Land wurde letzte Woche gewählt und viele Beobachter befürchten, dass es wie bei zwei der drei letzten Urnengänge zu einem Blutvergießen kommen könnte. Nicht zuletzt wegen des knappen Ausgangs. Mit 50,5 Prozent der Stimmen wurde der bisherige Vizepräsident William Ruto – sechs Tage nach der Wahl – zum Sieger erklärt. Sein Kontrahent, Raila Odinga, erhielt 48,9 Prozent. Die Auszählung dauerte knapp eine Woche, da ein neues, aufwendigeres Verfahren, samt Kontrollrechten für die Parteien, Betrugsvorwürfe nach den Wahlen verhindern sollte. Der Urnengang an sich war friedlich verlaufen, was auch anwesende Vertreter der EU-Wahlbeobachter bestätigten.
Chaos in der Wahlzentrale
Doch Minuten bevor der Vorsitzende der Wahlkommission, Wafula Chebukati, das Ergebnis am Montag verkündete, erklärte seine Stellvertreterin Juliana Cherera, keine Verantwortung dafür übernehmen zu können. Sie folgte damit von der Opposition vorgebrachten Zweifeln und sprach von einem "undurchsichtigen" Prozess, jedoch ohne Details zu nennen. Auch drei andere Mitglieder der siebenköpfigen Wahlkommission wollten das Ergebnis nicht bestätigen, das letzte Wort in dieser Frage hat laut Verfassung aber Chebukati. Es folgten Chaos in der Wahlzentrale und Tumulte in den Hochburgen des unterlegenen Odinga. Doch die Befürchtungen größerer Ausschreitungen traten vorerst nicht ein.
Am Dienstagnachmittag verkündete Odinga schließlich, das Ergebnis "mit allen rechtlichen Möglichkeiten" anzufechten. Dem Chef der Wahlkommission wirft er Voreingenommenheit vor. Seine Anhänger forderte er hingegen auf, ruhig zu bleiben, denn: "Nehmt das Gesetz nicht selbst in die Hand."
"Die Menschen wollen Frieden"
Meinung
Salome Uhuru kann die Zweifel am Wahlergebnis im Gespräch mit der Kleinen Zeitung nicht nachvollziehen: "Die Kommission hat die Wahl transparent durchgeführt, aus meiner Sicht war der Ablauf fair und die Auszählung nachvollziehbar." Seit den von Gewalt überschatteten Wahlen 2017 habe sich Kenia weiterentwickelt, zeigt sich Uhuru optimistisch, und: "Corona hat uns hart getroffen, die Leute wollen einfach Frieden. Wenn es zu Unruhen käme, würde das unsere Wirtschaft weiter schwächen und die ohnehin gravierende Teuerung weiter anheizen. Das wissen die Menschen."
Wie die Gerichte in weiterer Folge mit der Wahlanfechtung umgehen werden, ist zwar ungewiss, doch Uhuru ist überzeugt, dass die Kenianer die Entscheidung friedlich abwarten und am Ende akzeptieren.