Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan ist zu seinem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin aufgebrochen. Die beiden Präsidenten wollen sich am Freitagnachmittag in der russischen Schwarzmeer-Stadt Sotschi zum persönlichen Gespräch treffen, hieß es aus dem türkischen Präsidialamt. Eine Pressekonferenz ist dabei zunächst nicht geplant, wie es von beiden Seiten hieß.

Nach Einschätzung von Experten werde es in den Gesprächen neben dem Krieg in der Ukraine vor allem um die türkischen Pläne zu einer neuen Offensive in Nordsyrien gehen. Russland ebenso wie der Iran, beide Akteure im syrischen Bürgerkrieg, hatten der Türkei von einem solchen Schritt abgeraten.

Beratungen zu Bayraktar-Drohnen

Die Türkei hält bereits Gebiete in Nordsyrien besetzt und begründet eine erneute Offensive mit "terroristischer Bedrohung" vonseiten der syrischen Kurdenmiliz YPG, die Ankara als Terrororganisation ansieht.

Laut Kreml soll auch über militärtechnische Zusammenarbeit gesprochen werden. Russland hatte kürzlich Interesse an der im Krieg auch von Kiew erfolgreich eingesetzten türkischen Kampfdrohne Bayraktar TB2 gezeigt. Putin habe vorgeschlagen, gemeinsam mit der Türkei an den Drohnen des Unternehmens Baykar zu arbeiten, zitierte der Sender CNN Türk Erdoğan. Eine entsprechende Fabrik könne in den Vereinigten Arabischen Emiraten gegründet werden. Laut dem Kreml stehen auch mögliche Verkäufe von Kampfdrohnen des Nato-Mitglieds Türkei auf der Tagesordnung. Türkische Quellen bestätigten das vorerst nicht.

Erdoğans Schwiegersohn Selçuk Bayraktar ist technischer Direktor (CTO) des Unternehmens. Dessen Bruder Haluk, CEO von Baykar, ist ein prononcierter Unterstützer der Ukraine und hatte in einem CNN-Interview im Juli dem Verkauf von Bayraktar-Drohnen an Russland eine Absage erteilt. Die Türkei pflegt sowohl zur Ukraine als auch zu Russland enge Beziehungen und sieht sich als Vermittler zwischen beiden Parteien. Unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei einigten sich beide Kriegsparteien zuletzt, die Ausfuhr von Getreide aus drei blockierten ukrainischen Häfen wieder aufzunehmen.