Eine Aktion der serbischen Polizei im Grenzgebiet zu Ungarn bringt derzeit erneut die Situation an der Balkanroute in den Blickpunkt – und ruft Reaktionen in Österreich hervor: "Die Bilder der serbischen Polizeieinsätze vom 14. Juli im Grenzgebiet zu Ungarn wecken Erinnerungen an schreckliche Zeiten und Geschehnisse", heißt es in einer Stellungnahme der Wiener NGO "SOS Balkanroute" zu Fotos, die das serbische Innenministerium aussandte. Darauf zu sehen: "Hunderte Männer mussten auf Befehl die Arme über den Kopf halten, gebeugt gehen und schlussendlich vor dem serbischen Innenminister Aleksandar Vulin, der den Einsatz in einer schwarzen Uniform begleitete, auch noch knien", werden die verstörenden Szenen an der Grenze zwischen Serbien und Ungarn beschrieben.
Dazu kommt eine rassistische Aussage des serbischen Innenministers Aleksandar Vulin, der vor der Presse erklärte, Serbien sei "kein Parkplatz für Abschaum aus Asien". "Mit solchen rassistischen Aussagen rechtfertigt also Innenminister Vulin das skandalöse Vorgehen seiner Einheiten. Dabei ist Vulin, der erst Anfang Juni von seinem Amtskollegen Gerhard Karner in Wien empfangen wurde, am Balkan als extremer Nationalist, Verfechter eines 'Groß-Serbien' und auch für das notorische Leugnen des Völkermords in Srebrenica 1995 bekannt", kritisiert "SOS Balkanroute".
Das serbische Innenministerium rechtfertigt sich, die Polizeiaktion sei nach einem Zwischenfall unter zwei Migrantengruppen erfolgt, bei welchem eine Person ums Leben gekommen war und mehrere weitere Schusswunden davongetragen hatten. Am 2. Juli war es zu der bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Migranten bzw. ihren afghanischen und pakistanischen Schleppern gekommen. Laut Polizei wurden vier Gewehre, vier Pistolen, zwölf Messer, ferner Macheten und Hackbeile sowie 182 Stück Munition sichergestellt.
"SOS Balkanroute" äußert Zweifel an diesen Angaben: "Die Rede ist von sieben beschlagnahmten Waffen und von einem 'Schlag gegen die Schlepper-Kriminalität'. Doch die beschlagnahmten Waffen wurden nirgendwo gezeigt noch abgebildet, im Gegensatz zu den Demütigungsaktionen durch die Polizei. Und die Zahl der Menschen auf den Fotos ist deutlich höher, als die Anzahl der beschlagnahmten Waffen. So viel zu Logik und Zahlen ..."