Wut, Gewalt und Brutalität – wer sich in den sozialen Netzwerken über den Lockdown in Shanghai informiert, der kann in die Abgründe der chinesischen Seele blicken. Gut, es gibt auch Hilfsbereitschaft und Unterstützung für die leidgeplagte Bevölkerung, aber die Pandemie bringt eben auch die hässliche Seite des chinesischen Volkes zum Vorschein. Hunde werden erschlagen, Bewohner gefesselt, Kinder von Eltern getrennt. Der Kampf gegen die Pandemie ist von Chinas Machthabern zum Volkskrieg aufgepeitscht worden, etwa 200 Millionen Chinesinnen und Chinesen sind zwischen die Fronten geraten, sie sitzen seit Tagen oder Wochen in ihren Häusern fest. Der Rest der Welt stellt sich längst auf ein Leben mit dem Virus ein und schüttelt den Kopf über Chinas kompromisslose Null-Covid-Politik.
Josef Dollinger