Beinahe 80 Prozent der britischen Wähler glauben, dass der britische Premierminister Boris Johnson in der "Partygate"-Affäre um verbotene Lockdown-Zusammenkünfte im Regierungssitz gelogen hat. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag von Times Radio hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Demnach schenken nur acht Prozent der Wähler dem konservativen Regierungschef Glauben.
Selbst unter Anhängern von Johnsons Tories ist demnach eine deutliche Mehrheit (61 Prozent) davon überzeugt, dass er gelogen hat. Befragt wurden 2.079 Briten im Wahlalter am 19. und 20. April.
Beteuerungen offenbar wirkungslos
Johnson hatte nach Berichten über Partys in der Londoner Downing Street während verschiedener Corona-Lockdowns im Parlament mehrfach beteuert, die Regeln seien stets befolgt worden. Später stellte sich heraus, dass der Premier selbst an mehreren der fraglichen Zusammenkünfte teilgenommen hatte. Inzwischen musste er dafür sogar eine von der Polizei verhängte Strafe zahlen. Weitere könnten folgen. Johnson stellt sich auf den Standpunkt, er habe nicht gemerkt, dass es sich um Partys handelte.
Ob Johnson das Parlament absichtlich in die Irre geführt hat - ein klarer Rücktrittsgrund - soll nach dem Willen der Opposition ein parlamentarischer Ausschuss klären. Noch am Donnerstag wollten die Abgeordneten darüber abstimmen, ob der zuständige Ausschuss mit der Untersuchung beauftragt werden soll. Die Debatte begann am Vormittag und könnte sich bis in den Abend hineinziehen.
Der Premier war bei der Debatte am Donnerstag nicht dabei. Johnson war noch in der Nacht zu einer Reise nach Indien aufgebrochen. Versuche der Regierungspartei, die Abstimmung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, ließen die Konservativen kurz vor dem Beginn der Debatte fallen.