In Ungarn laufen seit 06.00 Uhr früh die Parlamentswahlen. Diesmal tritt die Opposition mit einer gemeinsamen Liste gegen die seit zwölf Jahren regierende, rechtskonservative Partei Fidesz von Ministerpräsident Viktor Orbán an. Umfragen sehen Fidesz erneut in Führung. Die Wahllokale schließen um 19.00 Uhr. Fidesz soll insbesondere seit Beginn des Ukraine-Krieges Ende Februar seinen Vorsprung auf die Oppositionsliste ausgebaut haben. Orbán, der seit Jahren eine sehr russlandfreundliche Politik fährt, betont seit Kriegsausbruch sein Bestreben, das Nato-Land Ungarn aus dem Krieg heraushalten zu wollen.

Die Beteiligung an den Parlamentswahlen ist am Sonntag um 13.00 Uhr bei 40,01 Prozent gelegen. Bei den Wahlen 2018 betrug die Zahl laut Nationalem Wahlbüro (NVI) 42,3 Prozent. Bisher stimmten über drei Millionen der wahlberechtigten 7.693.857 Bürger ab. Die Oppositionsallianz "Egységben Magyarországért" (In Einheit für Ungarn) mit Spitzenkandidat Péter Márki-Zay bot indes am Sonntag eine Million Forint (2.716,51 Euro) Belohnung für den Nachweis von Wahlbetrug an.

Oppositionsführer Péter Márki-Zay
Oppositionsführer Péter Márki-Zay © (c) APA/AFP/ATTILA KISBENEDEK

Wegen befürchteter Unregelmäßigkeiten bei der Parlamentswahl schickte die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) erstmals mit über 330 Wahlbeobachtern ein großes Team nach Ungarn. Dabei hatte das Nationale Wahlbüro (NVI) insgesamt 900 ausländische Wahlbeobachter registriert, die den Urnengang beobachten. Neben den Vertretern der OSZE auch 275 Vertreter vom European Network of Election Monitoring Organizations (ENEMO). Bei den Parlamentswahlen 2018 kamen rund 150 ausländische Wahlbeobachter zum Einsatz.

Orbán hatte sich nach seiner Stimmabgabe vor Journalisten hinsichtlich des Wahlsieges zuversichtlich gezeigt. Er rechne mit einem "großen Sieg, denn den braucht das Land", zitierte ihn die Ungarische Nachrichtenagentur MTI. Hinsichtlich der Vorwürfe seiner Russland-Politik betonte Orbán, er vertrete die Interessen der ungarischen Nation. Márki-Zay betonte indes die Einheit der oppositionellen Allianz. Ihre in vier Jahren entstandene Zusammenarbeit konnte trotz aller Bemühungen des politischen Gegners nicht zerstört werden, betonte der Spitzenkandidat.