Die Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine ist nach ukrainischen Angaben wieder vollständig unter der Kontrolle der ukrainischen Armee. "Charkiw ist vollständig unter unserer Kontrolle", erklärte der Gouverneur der gleichnamigen Region, Oleg Sinegubow, am Sonntag auf der Messenger-App Telegram. Nun sei in der zweitgrößten ukrainischen Stadt eine Aktion im Gange, um die russischen Soldaten vollständig aus der Stadt zu vertreiben.
Sinegubow hatte am Sonntagmorgen das Eindringen russischer Soldaten in die Stadt bekannt gegeben. Die russische Armee drang demnach bis ins Stadtzentrum von Charkiw vor. Die Kämpfe betrafen mehrere Orte im Stadtgebiet. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete von heftigen Straßenkämpfen. Seit dem Vormittag seien Maschinengewehrfeuer und Explosionen zu hören. Er habe zudem mehrere verlassene russische Panzerfahrzeuge und ein ausgebranntes Wrack gesehen, berichtete der Reporter. Die Straßen waren menschenleer.
Anhaltende Kämpfe rund um Kiew
Am vierten Tag nach dem russischen Einmarsch berichteten ukrainische Behörden unterdessen auch von anhaltenden Kämpfen im Gebiet um Kiew. In einem Wohngebiet in der Hauptstadt selbst habe sich in einem Hinterhof eine Explosion ereignet, teilte die Stadtverwaltung am Sonntag mit. Sieben Autos seien zerstört und viele Fenster eines angrenzenden 16-stöckigen Hochhauses zerschmettert worden. Die Behörde veröffentlichte auch ein Foto, das einen Krater zeigen soll, den möglicherweise eine Granate verursacht haben könnte. Ob hinter dem Angriff tatsächlich russische Soldaten stecken, ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Kiew wirft Moskau vor, gezielt auch Zivilisten anzugreifen. Russland dementiert das vehement.
Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb im sozialen Netzwerk Telegram, dass in den vergangenen Tagen in Kiew neun Zivilisten getötet worden seien, darunter ein Kind. Auch 18 ukrainische Sicherheitskräfte seien getötet worden. Verletzt wurden demnach bisher 106 Menschen, darunter 47 Zivilisten.
Die russischen Streitkräfte meldeten am Sonntag einem Medienbericht zufolge zudem die "vollständige Blockade" der südukrainischen Städte Cherson und Berdjansk.