Bundeskanzler Wolfgang Schüssel neben Russlands Präsident Wladimir Putin auf dem Skilift – gemeinsam mit Skilegende Karl Schranz, den bis heute eine enge Freundschaft mit Putin verbindet. Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl und Bundespräsident Heinz Fischer, die in Gelächter ausbrechen, als Putin Leitls lange Amtszeit als „gute Diktatur“ bezeichnet. Und der tiefe Knicks von Außenministerin Karin Kneissl vor Putin, mit dem sie auf ihrer Hochzeit tanzt.
Es sind Bilder wie diese, die für das enge Verhältnis der heimischen Politik zu Russland stehen. „Es herrscht eine gewisse kulturelle Vertrautheit zweier vormals benachbarter Imperien“, sagt Emil Brix, Leiter der Diplomatischen Akademie und langjähriger Botschafter in Moskau. „Wenn die Sonne scheint, erweitert das den außenpolitischen Gestaltungsspielraum gegenüber Russland. Doch wenn Konflikte entstehen, kann man nicht mehr am Zaun sitzen und in beide Seiten schauen.“
"Linke und rechte Ränder sind von Idee der Gleichheit fasziniert"
Das scheint die Politik anders zu sehen. Vertreter diverser Parteien sorgen mit Wortmeldungen zum Konflikt für Aufsehen, die Verständnis für Putins Vorgehen zeigen. Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) fordert ein Zurückziehen der Truppen – „und zwar auf beiden Seiten“. Ex-Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) sieht ein „ständiges Vorrücken“ der Nato in Richtung Russland. Ähnlich twittert die Sozialistische Jugend. Die FPÖ spricht sich gegen Sanktionen aus.
Dass die Russland-Sympathie keine Parteifarben kennt, bestätigt auch Brix. „Besonders die linken und rechten Ränder sind fasziniert von der Idee der Gleichheit in der damaligen Sowjetunion.“
"Das macht uns angreifbar"
Auch ehemalige Politiker zieht es nach Russland. Hinter Besetzungen mit Amtsträgern aus Europa wird oft erhoffter Einfluss Russlands auf Teile der EU vermutet. „Offen gesagt macht die große Zahl der ehemaligen Politiker aus Österreich unsere Außenpolitik angreifbar“, sagt Brix.
Neben den Kanzlern Schüssel und Christian Kern gehört auch Kneissl in diese Gruppe. Als Mitglied des Aufsichtsrates der teilstaatlichen Rosneft relativiert sie im russischen TV Putins Vorgehen, es komme immer wieder zur Anerkennung neuer Staaten. „Das ist nicht nur absurd und zynisch, ein Schaden für die österreichische Außenpolitik“, sagt Brix. Man gerate in eine Verteidigungsposition. Aber: „Gott sei Dank wird auf diplomatischer Ebene nicht ernst genommen, was ehemalige Politiker sagen.“