Militärstratege Gady im Interview

Warum der Konflikt in der Ukraine erst der Anfang einer großen Krise ist

Militärstratege Franz-Stefan Gady über ein mögliches Vorrücken russischer Truppen, die hohe Wahrscheinlichkeit von konventioneller Kriegsführung im Falle eines militärischen Konflikts, die Bedeutung für Europa – und die Chance, die Diplomatie in der Ukraine-Krise noch immer birgt.

Herr Gady, wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein?
FRANZ-STEFAN GADY: Die genaue politische Absicht von Präsident Wladimir Putin kann ich nicht beurteilen. Ich kann aber wahrscheinliche Szenarien ableiten, auf Basis der russischen Militärdispositionen und der aktuellen Lage. Es scheint so zu sein, dass der Schwerpunkt möglicher russischer Militäroperationen nicht nur im Donbass liegen wird. Vielmehr sind – so ein militärischer Angriff stattfinden sollte – größere Verbände an der ukrainisch-weißrussischen im Nordwesten des Landes und an der ukrainisch-russischen Grenze zu erwarten.

Thomas Golser, Redakteur Außenpolitik/International