Russland plant nach Angaben des britischen Verteidigungsministers Ben Wallace zeitnah eine "nukleare strategische Übung". Details nannte er am Freitag nicht, ergänzte aber im Radiosender BBC unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse, dass Russland neben Cyberangriffen und anderen destabilisierenden Aktivitäten auch Täuschungsmanöver plane, um einen Vorwand für eine Invasion der Ukraine zu schaffen.

Trotz "des Geredes" sei die Fahrtrichtung falsch, kritisierte Wallace in Hinblick auf die diplomatischen Bemühungen zur Beilegung des Konflikts. "Grundsätzlich wäre ein Krieg in der Ukraine katastrophal für das russische und ukrainische Volk und für die europäische Sicherheit", sagte die britische Außenministerin Liz Truss bei einem Treffen mit ihrem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow in Moskau. Die Nato habe deutlich gemacht, "dass jeder Einfall in die Ukraine massive Folgen haben und hohe Kosten davontragen würde".

Lawrow: Drohungen des Westens "führen zu nichts"

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat den Westen vor Drohungen gegen Moskau im Ukraine-Konflikt gewarnt. "Ideologische Ansätze, Ultimaten, Drohungen führen zu nichts", sagte Lawrow am Donnerstag. Viele seiner westlichen Kollegen hätten aber "eine Leidenschaft" für diese Form der Kommunikation.

Vor einem Treffen ranghoher Vertreter aus Frankreich, Deutschland, der Ukraine und Russland in Berlin äußert unterdessen der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian die Hoffnung auf ein Signal Russlands zur Bereitschaft, diese diplomatischen Gespräche aufrechtzuhalten. Das wäre ein positives Signal, sagt er dem Radiosender France Inter. Die allgemeine Lage sei äußerst besorgniserregend.

Ungeachtet der Kritik des Westens hat in Belarus ein groß angelegtes Militärmanöver mit Russland inmitten schwerer Spannungen im Ukraine-Konflikt begonnen. Das teilten die Verteidigungsministerien beider Länder am Donnerstag mit. Als Reaktion auf die russischen Militärübungen in Belarus will das ukrainische Militär diesen Donnerstag mit einem eigenen zehntägigen Manöver beginnen.

Manöver auch im Schwarzen Meer

Sechs russische Kriegsschiffe sind Medienberichten zufolge in der Nähe der Halbinsel Krim eingetroffen. Vorgesehen seien Militärübungen im Schwarzen Meer, meldete am Freitag die russische Nachrichtenagentur Interfax. Russland hatte im vergangenen Monat umfangreiche Marineübungen vom Pazifik bis zum Atlantik im Jänner und Februar angekündigt. Das Land hatte die Krim 2014 von der Ukraine annektiert.

Die Ukraine bereitet nach Regierungsangaben eine Reaktion auf jenes Manöver vor. Das kündigt Außenminister Dmitro Kuleba in Kiew während eines Treffens mit seinem polnischen Kollegen Zbigniew Rau an. Dieser wiederum mahnt, alle Seiten müssten den politischen Willen zeigen, die Krise zwischen der Ukraine und Russland zu beenden. Polen hat derzeit den Vorsitz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Die Ukraine kritisierte die russischen Marineübungen in der Nähe ihrer Küste als "eklatante Missachtung der Regeln und Grundsätze des Völkerrechts". Es sei "praktisch unmöglich", im Schwarzen Meer und dem über eine Meerenge verbundenen Asowschen Meer zu navigieren, heißt es in einer Erklärung des Außenministeriums. "Solche aggressiven Aktionen der Russischen Föderation als Teil ihres hybriden Krieges gegen die Ukraine sind inakzeptabel." Kiew werde zusammen mit den Partner-Ländern der Ukraine eine Reaktion vorbereiten.