Die am 24. Jänner beginnende Wahl des Nachfolgers von Italien Staatspräsidenten Sergio Mattarella könnte zu neuen politischen Szenarien in Rom führen. So wird über EU-Wettbewerbskommissar Paolo Gentiloni als möglichen Nachfolger von Premier Mario Draghi spekuliert, sollte dieser zum neuen Präsidenten gewählt werden.
Gentiloni, der bereits zwischen 2016 und 2018 als italienischer Premierminister amtiert hatte, könnte sich an die Spitze einer Mitte-Links-Koalition mit Ausschluss der Lega stellen, berichtete die italienische Tageszeitung "La Stampa". Damit würde es wieder zu einer Allianz aus Sozialdemokraten und Fünf Sterne kommen, wie jener, die die beiden Regierungen von Premier Giuseppe Conte zwischen 2018 und Februar 2021 unterstützt hatte. Der 67-jährige Gentiloni gilt als Garant für die Umsetzung des Wiederaufbauplans, für den Italien 200 Milliarden Euro aus Brüssel erhalten hat. Als Alternative käme Justizministerin Marta Cartabia infrage. Damit würde erstmals in der republikanischen Geschichte Italiens eine Frau zur Regierungschefin aufrücken.
Draghi aussichtsreichster Präsidentschaftskandidat
Inzwischen starten die italienischen Parteien Konsultationen für die Suche nach einem neuen Staatschef. Die Parteichefs versuchen in der Regel schon vor Beginn der Präsidentenwahl einen für die jeweiligen Seiten akzeptablen Kandidaten auszuhandeln. Draghi gilt als aussichtsreichster Kandidat, doch die Mitte-Rechts-Parteien führen Konsultationen für einen eigenen Bewerber.
Geführt werden die Gespräche von Lega-Chef Matteo Salvini. Seiner Ansicht nach wären die Mitte-Rechts-Parteien - neben seiner Lega auch Forza Italia um Expremier Silvio Berlusconi und die Oppositionskraft "Fratelli d Italia" (Brüder Italiens - FdI) - in der Lage, einen eigenen Kandidaten als Präsidenten zu wählen. Weitere Kandidaten im Gespräch sind der Expremier Giuliano Amato sowie Senatspräsidentin Maria Elisabetta Alberti Casellati.
Die Wahl in geheimer Abstimmung könnte sich dennoch über mehrere Tage hinziehen. Für die ersten zwei Wahlgänge ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich. Danach genügt eine einfache Mehrheit. Die langwierigste Wahl war die von Giovanni Leone im Jahr 1971, bei der es 23 Wahlgänge gab.