An Eric Adams' Wahlsieg gibt es kaum einen Zweifel. Der Kandidat der Demokraten ist bei der Bürgermeisterwahl in New York am Dienstag klarer Favorit, der frühere Polizist und überzeugte Veganer dürfte sich ohne Schwierigkeiten gegen den Republikaner Curtis Sliwa durchsetzen. Der 61-jährige Stadtteilbürgermeister von Brooklyn dürfte damit als zweiter Afroamerikaner der Geschichte an die Spitze der größten Stadt der USA gewählt werden.
Auf Adams kommen große Herausforderungen zu. Schon seit langem gilt das Bürgermeisteramt in der Demokraten-Hochburg New York City als "zweithärtester Job" in den USA nach dem des Präsidenten. Und der Berg an Aufgaben ist jetzt besonders hoch.
Nicht nur versucht die Metropole mit mehr als acht Millionen Einwohnern noch die verheerenden Auswirkungen der Corona-Pandemie zu überwinden. Der Umgang mit dem Virus - etwa die vom amtierenden Bürgermeister Bill de Blasio verhängte Impfpflicht für Stadtmitarbeiter - sorgt auch für politischen Zündstoff. New York leidet zudem unter hoher Kriminalität, Armut und einem Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Die verheerenden Sturzfluten Anfang September mit mehreren Toten haben deutlich gemacht, dass sich die Stadt dringend auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereiten muss. Und wie in vielen anderen US-Städten auch gibt es Forderungen, die nach Gewalt gegen Schwarze in die Kritik geratene Polizei zu reformieren.
Adams kann dabei auf seine eigene Erfahrung bei der Polizei zurückgreifen. 22 Jahre lang war der in ärmlichen Verhältnissen in Brooklyn als Sohn einer Putzfrau und eines Fleischhauers geborene Adams selbst Polizist, bevor er in die Politik wechselte. 1995 gründete er eine Organisation schwarzer Polizisten, die sich gegen Rassismus bei den Sicherheitskräften einsetzt. Polizeigewalt hatte Adams als Jugendlicher selbst erlebt, als er Mitglied einer Gang war. Als 15-Jähriger wurde er nach einer Festnahme von zwei Polizisten wiederholt getreten. Damals entschied er, selbst Polizist zu werden: "Ich wollte, dass keine anderen Kinder durchmachen müssen, was ich durchgemacht habe", schrieb er 2014 in der "New York Times". "Ich wollte von innen heraus etwas verändern, indem ich Polizist werde."
Forderungen von Teilen des linken Flügels der Demokraten, landesweit Polizeikräften nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd im Mai 2020 Finanzmittel zu entziehen, hat sich Adams entgegengestellt. Er will vielmehr die Polizei stärken, um die während der Corona-Pandemie angestiegene Kriminalität zu bekämpfen. New York werde sich nicht von der Corona-Pandemie erholen und wieder für die Wirtschaft wichtige Touristen anlocken, "wenn am Times Square Menschen niedergeschossen werden", sagte er im Sommer.
Moderater Pragmatiker
Ohnehin gehört Adams, der jahrelang im Senat des Staates New York saß, dem moderaten Demokratenflügel an und gibt sich auch betont unternehmerfreundlich. Mit diesem Kurs gewann er im Juni die Vorwahlen der Demokraten für das Bürgermeisteramt. "Sein Stil wird eher der eines moderaten Pragmatikers und nicht eines ideologischen Liberalen sein", sagt Politikprofessor Robert Shapiro von der New Yorker Universität Columbia University.
Adams, der 2016 nach einer Diabetesdiagnose tierische Produkte komplett aus seiner Ernährung strich, hat auch den Ruf eines Mannes, der Präsenz zeigt, der anpacken und entscheiden kann, während der unbeliebte Amtsinhaber de Blasio häufig als zu zögerlich kritisiert wurde. "Das ist eine Stadt, in der der Bürgermeister die dominante politische Kraft ist", sagt der Stadtpolitik-Experte Mitchell Moss von der New York University. "Es braucht jemanden, der weiß, wie man Autorität einsetzt." Adams habe "die Persönlichkeit, die die New Yorker im Amt wollen". Gewinnt der 61-Jährige wie erwartet die Wahl, wird er das Amt zum Jahreswechsel antreten.