"Wir haben ein bitteres Ergebnis erzielt", sagte er am Samstag beim Deutschlandtag der Jungen Union (JU) im nordrhein-westfälischen Münster. "Nichts lässt sich schön reden. Die Verantwortung trage ich als Vorsitzender und Kanzlerkandidat", erklärte Laschet. "Den Wahlkampf, die Kampagne habe ich zu verantworten und sonst niemand."
"Wir müssen wieder zusammenstehen"
Weiters warnte Laschet die Union davor, in der Opposition "schrill" zu werden. Die Union könne sich wie 1998 auch nach der schweren Niederlage wieder schnell erholen, wenn sie sich richtig aufstelle. Angesichts einer wahrscheinlichen Oppositionsrolle im Bund und mehreren anstehenden Landtagswahlen mahnte er zudem mehr Konsens an. "Wir müssen wieder zusammenstehen." Es solle gegen den politischen Gegner gehen und "nicht gegeneinander in der Unionsfamilie".
Nach einer offenen und ehrlichen Analyse der Defizite "bei der Person", bei Kampagne und Inhalten müsse die Konzentration auch auf den Landtagswahlen liegen. Mit Blick auf die Wahl im Mai 2022 in Nordrhein-Westfalen meinte Laschet: "Wir müssen alles dafür tun, damit nicht wieder Rot-Grün Einfluss kriegt." Er betonte, die schonungslose Wahlanalyse des JU-Bundesvorstands teile er "in nahezu allen Punkten". Mit dieser "Ehrlichkeit" und "Offenheit" habe die Union wieder Chancen.
Kritik seines Parteifreundes Friedrich Merz (CDU), dass die Union ein "insolvenzgefährdeter schwerer Sanierungsfall" sei, wies er zurück. "Ich teile übrigens nicht die Formulierungen, die eher der Wirtschaft entliehen sind, dass wir nun ein totaler Sanierungsfall sind", erklärte Laschet. "Ich schätze Friedrich Merz und ich schätze auch seine Analysestärke, aber wir haben ein gutes Programm gehabt, wir haben Positionen gehabt, für die wir auch weiter stehen." Der Wirtschaftsexperte Merz, einst Konkurrent Laschets im Kampf um den CDU-Vorsitz, hatte am Freitagabend in Münster das Bild einer dramatischen Situation der Union gezeichnet. Er gilt wieder als möglicher Aspirant für den Parteivorsitz, wenn sich Laschet zurückzieht.
Laschet äußerte sich indes skeptisch über eine Mitgliederbefragung zur Wahl eines neuen CDU-Bundesvorsitzenden. Die Aufstellung eines Unionskanzlerkandidaten sollte seiner Ansicht nach in Zukunft von einem gemeinsamen "Unionsrat" aus CDU und CSU moderiert werden. "Wir müssen darüber nachdenken, ob wir ein Gremium finden, das in den Momenten, wo CDU und CSU einen gemeinsamen Kanzlerkandidaten finden sollen, geeignet ist, sowas geordnet zu machen."
Anerkennung für das Ampel-Sondierungspapier
Dem Ampel-Sondierungspapier zollte Laschet Anerkennung. "Das Papier ist in Ordnung. Da hätten wir auch manches mitmachen können." Man solle nicht sofort sagen, dass alles schrecklich sei, warnte er. "Aber wir werden sie messen an den Taten und nicht an zwölf Seiten Sondierungspapier." Zudem kritisierte er die Indiskretionen aus CDU und CSU bei den Sondierungen. Wenn man ein Jamaika-Bündnis nicht wolle, hätte man das offen sagen sollen.
SPD-Co-Chef Norbert Walter-Borjans bezeichnete das Ergebnis der Ampel-Sondierungen als fairen Kompromiss zwischen SPD, Grünen und FDP. "Es ging genau nicht darum, dass einer dem anderen einen Stempel aufdrückt", sagte Walter-Borjans am Samstag im Deutschlandfunk. "Wir haben uns in langen, intensiven Gesprächen ohne etwas auszuklammern aufeinander zubewegt." Alle drei Parteien hätten im Wahlprogramm viel weitergehende Punkte gehabt und Kompromisse machen müssen.