Die radikalislamischen Taliban haben einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zufolge durch die Tötung von 13 Mitgliedern der Hazara-Minderheit ein Kriegsverbrechen begangen. In der afghanischen Provinz Daikundi seien neun Sicherheitskräfte der abgesetzten afghanischen Regierung ohne Gerichtsprozess von Taliban-Kämpfern hingerichtet worden, obwohl sie sich ergeben hatten, erklärte Amnesty in einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung.
Zwei weitere Sicherheitskräfte wurden demnach bei einem Fluchtversuch getötet. Zwei Zivilisten starben im Kreuzfeuer. Nach Ansicht von Amnesty International sind die außergerichtlichen Hinrichtungen der insgesamt 13 Menschen als Kriegsverbrechen einzustufen. Unter den getöteten Zivilisten war den Angaben zufolge auch eine 17-Jährige. Die Menschenrechtsorganisation untersuchte in ihrem Bericht Fotos und Videos von den Toten, die nach dem Vorfall aufgenommen wurden.
Die Generalsekretärin von Amnesty International, Agnès Callamard, verurteilte den Vorfall scharf. "Die Taliban behaupten, sie hätten es nicht auf ehemalige Mitarbeiter der Vorgänger-Regierung abgesehen, aber diese Tötungen widersprechen den Behauptungen", erklärte sie.
Verfolgte Minderheit
Die Minderheit der Hazara wird im mehrheitlich sunnitischen Afghanistan seit Jahrhunderten verfolgt. Bei den Taliban und der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) gelten sie als ketzerische Sekte. Die Taliban hatten Mitte August inmitten des US-Truppenabzugs aus Afghanistan die Macht in dem Land wieder an sich gerissen.