"Das war ein katastrophaler Sturm", resümiert der Gouverneur von Louisiana John Bel Edwards. Hurrikan "Ida" fegte mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 km/h über die Küsten des US-Bundesstaates Louisiana hinweg. Videos von ersten Flügen der Küstenwache über küstennahe Gebiete zeigten ein Bild der Verwüstung - viele Häuser schienen schwer beschädigt, Ortschaften glichen einem Trümmerfeld. In den meisten Orten waren die Bürger vor dem Sturm aufgefordert worden, sich im Landesinneren in Sicherheit zu bringen. Trotzdem wurden am Montag im Lauf des Tages Dutzende Menschen in küstennahen Gebieten mit Hubschraubern oder Booten aus überfluteten oder zerstörten Häusern gerettet.
Zunächst gab es infolge des Sturms zwei bestätigte Todesopfer. Ein Mann wurde von einem herabstürzenden Baum erschlagen, ein weiterer versuchte mit seinem Auto auf einer überfluteten Straße zu fahren und ertrank, wie die Behörden mitteilten. Angesichts der verbreiteten Schäden sei ohne "Wunder" aber zu befürchten, dass die Opferzahl in den kommenden Tagen noch steigen werde, warnte Edwards. Rund 5.000 Soldaten der Nationalgarde waren für den Aufräum- und Bergungsarbeiten im Einsatz. In den kommenden Tagen sollten sie noch Verstärkung aus anderen Bundesstaaten bekommen, erklärte Edwards. Die Chefin der Katastrophenschutzbehörde Fema, Deanne Criswell, und Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas wollten sich am Dienstag gemeinsam mit dem Gouverneur vor Ort ein Bild von der Lage machen.
Erinnerungen an verheerenden Hurrikan "Katrina"
Der Wirbelsturm war am Sonntag als Hurrikan der Stärke vier von fünf auf die Küste südwestlich von New Orleans getroffen. "Ida" hatte New Orleans am 16. Jahrestag des Hurrikans "Katrina" erreicht. Jener Sturm hatte 2005 für verheerende Schäden und Überschwemmungen gesorgt, rund 1.800 Menschen kamen ums Leben. Danach wurden Milliarden in den Hochwasserschutz investiert. Edwards und Bürgermeisterin Cantrell erklärten, das System habe seinen Härtetest nun durch "Ida" erfolgreich bestanden. Wären Dämme gebrochen, wäre eine Katastrophe unvermeidbar gewesen, sagte Edwards.
Deanne Criswell ist der Meinung: "Ich glaube nicht, dass es einen schlechteren Weg für den Sturm hätte geben können." "Ida" sei nicht nur als "extrem gefährlicher Hurrikan" der Stufe vier auf Land getroffen, sondern auch stundenlang ein Kategorie-4-Hurrikan geblieben. Aber
Neues Dammsystem macht den Unterschied
Auch wenn "Ida" und "Katrina" einige Gemeinsamkeiten in Bezug auf ihr Datum, ihre Stärke, ihren geografischen Weg und ihre zerstörerischen Auswirkungen auf das Stromnetz und die Wasserversorgung der Region haben, gibt es entscheidende Unterschiede. Der größte: Das Dammsystem von New Orleans. Die unweit des Golfs von Mexiko am Mississippi gelegene Stadt liegt teilweise unter dem Meeresspiegel und ist daher anfällig für Überschwemmungen. Ein komplexes System von Deichen, Pumpen, Kanälen und Flutmauern soll die als "Wiege des Jazz" bezeichnete Stadt schützen.
Im Jahr 2005 bei Hurrikan "Katrina" wurde dieses System überlastet, was zu Dammbrüchen, Überflutungen und in weiterer Folge zur Zerstörung von Teilen der Stadt führte. Nach der Katastrophe um "Katrina" wurde das gesamte System umgebaut und modernisiert, um ein neuerliches Versagen zu verhindern. Die erste Bilanz zeigt: Es hat funktioniert. Ramsey Green, stellvertretender Verwaltungschef von New Orleans für Infrastruktur, erklärt: "Dies ist eine andere Stadt als am 28. August 2005, was die Infrastruktur und die Sicherheit angeht."
Im Gegensatz zu "Katrina" ist "Ida" ist aber noch nicht Geschichte: Der Sturm sollte zunächst in nordöstlicher Richtung nach Mississippi weiterziehen, am Dienstag (Ortszeit) sollte er dann auf die US-Staaten Alabama und Tennessee treffen.