Wieder sorgt ein Evakuierungsflug mit britischer Beteiligung für Kontroversen. Nachdem vergangene Woche in Großbritanninen darüber diskutiert wurde, warum es ein Diplomatenfahrzeug auf eine Maschine aus Afghanistan schafft, geht es nun um unsere pelzigen Freunde. Mehr als 150 Katzen und Hunde landeten am Sonntag am Londoner Flughafen Heathrow. Sie wurden von einem ehemaligen britischen Soldaten aus Afghanistan gerettet.
Wie die "Daily Mail" berichtete, kam das privat finanzierte Charterflugzeug Sonntagfrüh in Großbritanninen an. Die Organisation Nowzad, die hinter der als "Operation Ark" (Operation Arche) bezeichneten Aktion steht, bestätigte der BBC, dass die Tiere gemeinsam mit Gründer Paul Farthing, ehemaliger Soldat der Royal Marines, Afghanistan verlassen konnten. Wer allerdings nicht mitfliegen konnte, waren die afghanischen Mitarbeiter seiner Wohltätigkeitsorganisation, die in Kabul zurückgelassen wurden. In Großbritannien diskutiert man seither über den relativen Wert von Menschen- und Tierleben.
Britische Regierung unterstützte das Vorhaben
Farthing hatte sich zuvor in einer tagelangen Kampagne für die Evakuierung der Tiere aus einem von ihm gegründeten Tierheim in der afghanischen Hauptstadt Kabul eingesetzt. Nach anfänglichem Zögern erhielt er die Unterstützung der britischen Regierung, die trotz der schwierigen Umstände ein Zeitfenster für seinen von Unterstützern finanzierten Charterflug zusagte und Visa ausstellte. Auch seine Mitarbeiter und deren Angehörigen wollte Farthing ausfliegen, letztendlich musste er Kabul jedoch ohne ihnen an Board verlassen.
Der Fall löste in Großbritannien eine heftige Kontroverse aus. Verteidigungsminister Ben Wallace hatte sich in Interviews darüber beschwert, dass die Diskussion zu viel Zeit in Anspruch genommen habe und warf Nowzad-Unterstützern vor, seine Mitarbeiter unter Druck gesetzt zu haben. Die "Times" veröffentlichte am Sonntag eine Audio-Nachricht, in der Farthing angeblich einem Berater im Verteidigungsministerium damit droht, ihn in sozialen Medien zu "zerstören", sollte er ihn nicht bei seinem Vorhaben unterstützen.
Bei der britischen Rettungsoperation aus Afghanistan, die am Wochenende zu Ende ging, wurden nach Regierungsangaben mehr als 15.000 Menschen evakuiert. Angesichts von bis zu 1.000 Ortskräften, die wegen der knappen Zeit zurückgelassen werden mussten, empörten sich viele Briten jedoch über die Evakuierung von Haustieren.
Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov vom Freitag zufolge ist jedoch nur knapp die Hälfte der Briten (49 Prozent) der Meinung, dass Menschenleben mehr zählen als das von Tieren. Fast genauso viele (40 Prozent) halten die Leben von Menschen und Tieren für gleich wertvoll.