Die heftigste Hitzewelle seit 35 Jahren hat Griechenland fest im Griff. Noch in der Vorwoche hatte Griechenland den Italienern bei den Bränden in Sardinien mit Maschinen ausgeholfen, kann die Flugzeuge jetzt aber selbst nicht mehr entbehren. Sie wurden am Montag unter anderem auf Rhodos eingesetzt, wo ein Waldbrand unter Kontrolle gebracht werden konnte. Hotels waren nicht betroffen.

Heute soll in Griechenland der Höhepunkt sein. Der nationale Wetterdienst prognostiziert Temperaturen von bis zu 47 Grad. Allein auf den Inseln in der Ägäis hat es „nur“ 35 Grad. Der bisherige Hitzerekord in Griechenland wurde am 10. Juli 1977 mit 48 Grad in Eleusis bei Athen registriert. Das war die höchste jemals in Europa gemessene Temperatur.

Mit dem Thermometer steigt aber auch der Stromverbrauch, weil in vielen Wohnungen die Klimageräte auf Hochtouren laufen. Damit wächst die Sorge vor einem Zusammenbruch des Elektrizitätsnetzes. Premier Kyriakos Mitsotakis nahm am Montag an einer Krisensitzung teil. „Wir erleben die schlimmste Hitzewelle seit 1987“, sagte er. Damals fiel das Thermometer zehn Tage lang nicht unter 40 Grad. Mindestens 1500 Menschen starben damals an den Folgen.

„Wir tun alles Menschenmögliche, um die Stromversorgung sicherzustellen“, sagte Mitsotakis nach dem Krisentreffen. Er appellierte an die Bevölkerung, sparsam mit Strom umzugehen. Die Behörden riefen dazu auf, Klimaanlagen nicht kühler einzustellen als auf 26 Grad, um Energie zu sparen und möglichst auf den Betrieb von Waschmaschinen und anderem Hausgerät zu verzichten. Mit einem Abflauen der Hitzewelle wird erst am Wochenende gerechnet.

Türkei

Auch in der Türkei stöhnen die Menschen unter der Hitze. In den Urlaubsgebieten an der Ägäis und an der türkischen Riviera kämpfen Tausende Feuerwehrleute gegen riesige Waldbrände. 132 Brände waren ausgebrochen, zehn waren zuletzt noch immer nicht unter Kontrolle. Besonders schwer betroffen sind die Ferienregionen um Marmaris und Bodrum an der Ägäisküste sowie die Umgebung der Touristenmetropole Antalya an der türkischen Riviera. Hotels mussten evakuiert werden. Schiffe der Küstenwache und der Marine sowie Fischerboote brachten Menschen in Sicherheit, die an die Strände flüchteten. Mindestens acht Menschen starben in den Flammen. Die EU schickte drei Löschflugzeuge in die Türkei. Die Maschinen kommen aus Kroatien und Spanien.

Außerdem hat die türkische Regierung Wasserbomber aus der Ukraine, Russland, dem Iran und Aserbaidschan angefordert. Staatschef Recep Tayyip Erdogan steht in der Kritik, weil die Türkei zwar über Helikopter zur Waldbrandbekämpfung, jedoch nicht mehr über eigene Löschflugzeuge verfügt, die bei Großbränden effizienter sind.

Italien

Katastrophal ist auch die Lage in Italien: Von den Sonnenschirmen und bunten Liegen am Strand von Pescara in den Abruzzen sind nur noch verkohlte Rahmen übrig. Nach Sizilien, Sardinien und anderen süditalienischen Regionen entfalten Dutzende Feuer auch an der mittelitalienischen Adria-Küste ihre Macht. Von der Rekordhitze mit Temperaturen um 40 Grad und dem Libeccio-Wind angefacht greifen die Flammen aus dem unter Naturschutz stehenden D’Anunnzio-Wald auf die Häuser über.

Hunderte Menschen fliehen vor den Flammen. Angesichts der Zerstörung spricht der Gouverneur der Abruzzen von einer „systematischen Attacke“. Es sei überflüssig, nach der verheerenden Brandkatastrophe von Zufall auszugehen, sagt Marco Marsilio: „Ich hoffe, dass die Staatsanwaltschaft diese Verbrecher vor Gericht bringt.“

Neben kriminellen Interessen zur Umwandlung von Wald- und Agrarland in Weide- oder Baugebiete spielen auch unbedachte Autofahrer eine wichtige Rolle als Brand-Auslöser. Viele werfen nicht nur leere Zigarettenschachteln aus dem Autofenster, sondern auch Zigarettenstummel - eine Katastrophe in dieser Gluthitze.