In Rheinland-Pfalz ist keine Entspannung in Sicht. Der Starkregen hört nicht auf im Südwesten Deutschlands, die Zahl der Toten steigt, so viele Menschen sind noch vermisst.
„Das Leid nimmt kein Ende“, erklärte Ministerpräsidentin Malu Dreyer, um Fassung ringend, im ZDF. Neben den vielen Toten kommen nach der Flut-Katastrophe immer mehr Menschen ohne Hab und Gut dazu, die vor den Trümmern ihrer Existenz stehen. „Da könnte man nur noch weinen“, sagte Dreyer.
Heuer im Frühjahr wurde die Sozialdemokratin zum dritten Mal zur rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin gewählt. Seit 2013 hat sie dieses Amt inne im „Tatort“-Land von Lena Odenthal. Hier hat die Sozialdemokratie noch etwas zu sagen. „Die SPD ist die Partei der Arbeit. Die Arbeiter und Arbeiterinnen stehen 2021 nicht mehr nur am Band oder am Stahlofen, sie rackern am PC, heilen und helfen am Krankenbett, sie unterrichten unsere Kinder, sie entwerfen als Solo-Selbstständige Neues“, hatte Dreyer im Wahlkampf gesagt.
Sie wolle Wandel so gestalten, dass alle, und nicht nur die Stärksten und Schnellsten davon profitieren. Viele Pfälzer nahmen ihr das ab. Auf die Frage, ob sie eine Spätentwicklerin sei, weil sie sich erst mit 34 für die SPD entschieden habe und erst mit 42 für ihren Mann, den ehemaligen Oberbürgermeister von Trier, sagte sie: „Nein, ich bin extrem wählerisch.“
1995 wurde bei der ehemaligen Staatsanwältin Multiple Sklerose diagnostiziert, bei längeren Wegstrecken ist sie auf den Rollstuhl angewiesen. „Ich weiß, wie Krise geht“, betonte die 60-Jährige im Wahlkampf in Coronazeiten immer wieder.
Ihre Bruchlandungen wurden ihr verziehen: Das Debakel mit dem Airport Hahn, als Rheinland-Pfalz drauf und dran war, den defizitären Flughafen an eine betrügerische Briefkastenfirma in China zu verkaufen. Wie schon zuvor beim Nürburgring war die rheinland-pfälzische SPD windigen Investoren aufgesessen. Die Reißleinen wurden gerade noch in letzter Sekunde gezogen.