In Bulgarien zeichnet sich drei Tage nach der vorgezogenen Parlamentswahl kein klares Regierungslager ab. In dem am Sonntag gewählten Parlament mit sechs politischen Kräften hat keine Partei eine absolute Mehrheit.

Die populistische ITN ("Es gibt so ein Volk") von Entertainer Slawi Trifonow hat den vorläufigen Endergebnissen vom Mittwoch zufolge die Wahl mit 24,08 Prozent der Stimmen gewonnen - knapp vor der bürgerlichen GERB (23,51 Prozent) von Ex-Regierungschef Boiko Borissow.

Damit dürfte der 54 Jahre alte Popmusiker, der einmal an der Vorauswahl zum Eurovision Song Contest teilnahm, zumindest ein Etappenziel erreicht haben. Bei der Parlamentswahl vom 4. April landete er noch hinter seinem politischen Gegner Borissow. Als sicher gilt, dass die Neuwahl "Borissows Ära", die 2009 begonnen hatte, ein Ende setzte. Der alten GERB-Regierung werden Missstände, Korruption und Versäumnisse vorgeworfen. Das amtliche Endergebnis soll am 18. Juli vorliegen.

"Es gibt so ein Volk" wollte das politische System in dem ärmsten EU-Land verändern, doch Parteichef Trifonow hielt sich nach der Wahl im April wochenlang in Schweigen. Nun brach er sein Schweigen. Der Entertainer ergriff die Initiative und überraschte in seinem Fernsehkanal mit einem Projekt - bevor die Mandate seiner Partei und potenzieller Koalitionspartner überhaupt feststanden. Demnach strebt Trifonow eine Minderheitsregierung an.

Wolodymyr Selensky
Wolodymyr Selensky © EXPA Pictures

Deutschland steht weiter an der Seite der Ukraine bei deren Bemühungen um Frieden im Donbass und Reformen im ganzen Land. Das sicherte Kanzlerin Angela Merkel dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj jetzt bei seinem Besuch in Berlin zu. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie stellt Deutschland der Ukraine außerdem 1,5 Millionen Impfdosen bereit.

Wolodymyr Selenskyj war schon einmal Präsident der Ukraine, ehe er wirklich Präsident wurde: In einer Comedyserie spielte Selenskyj jahrelang einen Präsident. Er mimte seine Parade-Rolle volksnah und bodenständig. Für viele Ukrainerinnen und Ukrainer weckte das offenbar Hoffnung, dass er diese Charakterzüge nicht nur im Fernsehen, sondern auch als Präsident beibehält. Seit 2019 ist er Präsident in der Ukraine.

Beppe Grillo
Beppe Grillo © APA/AFP/ALBERTO PIZZOLI

Der italienische Kabarettist Beppe Grillo machte sich im Fernsehen jahrelang über die Politik seines Landes lustig. 2009 gründete der 70-Jährige die Fünf-Sterne-Bewegung mit. Grillo war der Motor der Bewegung. Er kandidierte jedoch wegen einer Vorstrafe selbst nicht für politische Ämter. Wofür er die Vorstrafe ausfasste: 1981 verlor Grillo auf einer Straße die Kontrolle über seinen Chevrolet. Das Fahrzeug rutschte in eine 80 Meter tiefe Schlucht. Beppe überlebte, weil er aus dem Auto sprang. Drei seiner vier Beifahrer, ein Ehepaar und deren 9-jähriger Sohn, starben bei dem Unglück. Grillo wurde wegen fahrlässiger Tötung zu vierzehn Monaten Haft verurteilt.

Der italienische Journalist Gad Lerner beschrieb Grillo in einem Dokumentarfilm als Populisten und warf ihm vor, sich genauso zu verhalten wie die von Grillo verschiedentlich kritisierten Politiker. Zuletzt kam es zu einem Machtkampf zwischen ihm und dem ehemaligen italienischen Premier Giuseppe Conte. Italiens Fünf Sternen droht die Spaltung.

Marjan Sarec
Marjan Sarec © APA/AFP/BERTRAND GUAY

Bevor Marjan Sarec den Posten des slowenischen Premiers 2018 übernahm, übte er bereits auf der Bühne als Comedian und Kabarettist und parodierte Sloweniens Politiker. In die Politik stieg der 41-Jährige 2010 als linksliberaler Bürgermeister der Stadt Kamnik ein. 2017 erreichte er bei der Präsidentenwahl den zweiten Durchgang. 2018 schlüpfte Sarec mit einer Minderheitsregierung schließlich in die Rolle des Regierungschefs - diesmal in echt. Ende Jänner 2020 trat Sarec zurück, weil die oppositionelle Partei Levica ihre Duldung der Minderheitsregierung beendet hatte und es zunehmend schwierig geworden war, Mehrheiten für Gesetzesbeschlüsse zu finden.

Jimmy Morales
Jimmy Morales © AP

Der Fernsehstar Jimmy Morales aus Guatemala hat für seinen Job als Staatschef ebenfalls auf der Leinwand geprobt. In seinem letzten Film vor Amtsantritt 2015 wird die Figur durch Zufall in das höchste Staatsamt gewählt. Als politischer Außenseiter profitierte der Nationalist damals von der allgemeinen Politikverdrossenheit in dem armen mittelamerikanischen Land. Von 2016 bis 2020 war er Staatspräsident in Guatemala. Morales' Amtszeit, dessen Wahlmotto "Weder korrupt noch Dieb" war, wurde von Skandalen und Korruptionsvorwürfen überschattet.