Niederlagen einzustecken ist keine leichte Sache – und Donald Trump hat auch ein halbes Jahr nach seiner Wahlschlappe nicht vor, sich dieser Realität zu stellen. Der Ex-Präsident arbeitet vielmehr an seinem Comeback. Dies verdeutlichen Aussagen seines Umfeldes. „Trump hat einer Reihe von Leuten erzählt, dass er bis August wieder eingesetzt wird“, berichtet die „New York Times“-Journalistin Maggie Haberman auf Twitter.
Und das, obwohl in den Wochen nach der Wahl eine Reihe von US-Gerichten Trumps Versuche, die Präsidentschaftswahl anzufechten, abgeschmettert hat. Bis heute hat sich kein Beweis finden lassen, dass die Wahl, die der Demokrat Joe Biden gewonnen hat, gefälscht worden sei. Doch Trump bleibt dabei – „Sie war gefälscht!“
Die Strategie, mit der er an seiner Rückkehr ins Weiße Haus bastelt: Erneut sollen Stimmzettel in einigen Regionen des Landes überprüft werden. Der „Washington Post“ zufolge hat Trump über die republikanische Verwaltung im Bundesstaat Arizona eine Firma namens „Cyber Ninjas“ beauftragt, in Maricopa County Wahlzettel zu überprüfen. Wenn dort doch noch Beweise für Betrug gefunden würden, hofft Trump im Sommer wieder als Präsident eingesetzt zu werden.
"Große Arbeit"
Auch in anderen Wahlbezirken, etwa in Fulton County in Georgia, sollen zumindest die Briefwahlstimmen erneut überprüft werden. „Es wird gerade große Arbeit verrichtet, die den Wahlbetrug ans Licht bringt“, sagte Trump der „Washington Post“ zufolge in North Carolina.
Sogar einige seiner Berater sehen darin „unvorbereitete Träumereien“. Und: „Wir können diese verrückten Lügen nicht mehr länger dulden. Als Partei. Als Bundesstaat. Als Land“, twitterte Stephen Richer, ein Republikaner in Arizona.
Trumps beharrliche Behauptung, der Wahlsieg sei ihm gestohlen worden, zeigt freilich Wirkung. Laut der jüngsten Umfrage des amerikanischen Instituts Politico / Morning Consult glauben demnach 29 Prozent der republikanischen Wähler daran, dass Trump noch in diesem Jahr wieder eingesetzt wird. Obwohl es dafür mangels Beweisen einer Wahlfälschung nicht die geringsten Anzeichen gibt.
Vorbild Myanmar?
Experten sehen in der Weigerung, Entscheidungen der staatlichen Institutionen anzuerkennen, eine Gefahr für die Demokratie. Seit Wochen schwirren Kommentare durch die Foren etwa der QAnon-Anhänger, wonach es in den USA einen Militärputsch nach dem Vorbild Myanmars brauche, um den „Betrug“ rückgängig zu machen. Michael Flynn, einst Trumps Nationaler Sicherheitsberater, antwortete auf die Frage, ob in den USA nicht auch ein Staatsstreich stattfinden könnte: „Ich denke, er sollte hier stattfinden.“ Später sprach Flynn von einem Missverständnis. Die Armeeführung hat sich in der Vergangenheit mehrfach dagegen verwehrt, in politische Spiele gezogen zu werden. Derzeit ist mit Lloyd Austin ein von US-Präsident Biden eingesetzter General als Verteidigungsminister an der Spitze der Armee, der sicher nicht für Trump in den Kampf zieht.